Sicherheit beim Investieren

Es folgt der zweite Teil unserer Artikelserie von Thilo Riegel. Er beschreibt auf Projekt-Unabhängigkeit.de seine Strategie zum Erreichen der finanziellen und persönlichen Freiheit. Nachdem er im ersten Teil bereits das Risiko im Kleinen beleuchtet hat, wird es diesmal um das Risiko im Großen gehen — und die Frage, ob man tatsächlich nicht investieren kann? — Die Antwort wird besonders diejenigen überraschen, die ihr Geld lieber „sicher“ anlegen.

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Im Großen: Risiken von Nicht-Investments

Im letzten Teil haben wir uns mit den Risiken „Im Kleinen“ befasst. Das ist wichtig, weil man das nicht verwechseln darf mit den kleinen Risiken!

Dennoch: Sich viel mit den Details zu befassen, kann auch einen unguten Effekt haben: Es verstellt den Blick fürs Große und Ganze, lenkt manchmal auch zu sehr ab. Schauen wir uns mal den Wald an anstatt der einzelnen Bäume bzw. deren Äste.

Nochmal zurück zum Grundgedanken: Du musst verstehen, worin Du investierst. Nur dann kannst Du die Risiken einschätzen.

Aber wenn ich mein Portfolio als Ganzes und nicht als Summe seiner Teile verstehen möchte, dann muss ich auf andere Sachen achten. Da kommen dann neue Gedanken zur Risiko-Betrachtung ins Spiel, wie z. B.:

  • Das Risiko des Gesamt-Portfolios ist etwas ganz anderes als die Summe der Risiken der einzelnen Investments. Ich kann mehrere Investments, die ich niemals jedes für sich allein kaufen würde, miteinander kombinieren und damit sehr gut schlafen.
  • Investments sind nicht (nur) nach der Volatilität auszuwählen. Risiko und Preisschwankungen sind zwei verschiedene Dinge! Natürlich hat der Preis mit dem Risiko eines Investments zu tun – er ist ein Teilaspekt des Risikos, bei bestimmten Arten zu Investieren. Aber er ist nicht das Risiko.
  • Pauschale Begrenzungen der Aktien-Quote: Davon halte ich nichts – jedenfalls nicht aus der üblichen Überlegung heraus, nämlich der angeblich damit verbundenen Sicherheit.

Und wenn wir jetzt gedanklich noch eine weitere Etage hoch gehen, dann kommen sogar noch weitere wichtige Gedanken hinzu – z. B.:

  • Was ist Geld? Informiert Euch mal spaßeshalber darüber, was genau eigentlich Geld eigentlich ist – unser heutiges Geld, nicht die Muscheln auf der Südseeinsel (in diesem Rahmen kann ich das nicht, das würde zu weit führen).
  • Worin können wir letztlich überhaupt investieren, ganz allgemein gesprochen.

Wir kommen dann sehr schnell zu sehr grundsätzlichen makro-ökonomischen Fragen wie:

  • Was macht Geld eigentlich produktiv (im Sinne von „es arbeitet für mich“)?
  • Woher kommt das Geld für die Monatsmiete, wenn ich Angestellter bin?
  • Woher kommt es, wenn ich Rentner bin? (Hier ist natürlich nicht gemeint: „vom Staat“ oder „von der Versicherung“, sondern ein Schritt weiter: Woher bekommen die es?)

Das alles wird zu abgehoben und akademisch? Sehe ich nicht so! Es ist nämlich die Basis zum Verständnis des Kerns der Sache, zur wirklich entscheidenden Frage:

Was wird die Basis meines künftigen passiven Einkommens sein? Kann ich diese Basis als halbwegs sicher ansehen? Und wenn ja, warum?

Es geht darum, dass ich halbwegs einschätzen kann, wie sicher oder unsicher die Deckung meiner Lebenshaltungskosten im Alter ist. Und ich finde, das ist keine Nebensächlichkeit!

Manchmal sind es die offensichtlichsten und einfachsten Sachen, die am schwersten zu erkennen sind, weil unser Blick so vernebelt ist: Es sind i.W. Unternehmen, die das alles erwirtschaften. Von denen wir leben. Wir alle. Auch Papa, als er noch beim xyz-Konzern gearbeitet hat.

Und da gibt es dann eine Verbindung zu den Ängsten aus dem ersten Teil: „Unternehmensbeteiligungen sind nichts für Privatpersonen“ und ähnlicher Unfug. Ach, wirklich nicht? Warum stützt sich dann unsere gesamte Volkswirtschaft darauf?

Investments in Eigenkapital mehrerer sorgfältig ausgesuchter Firmen soll per se unsicher sein, aber eine Stelle als Angestellter einer einzigen Firma ist sicher? Im Ernst?

In einem gewissen Sinn sind Investments in Firmen natürlich auch riskant, mit einem ganz großen, global-galaktischen Blick betrachtet, so nach dem Motto „das ganze Leben ist ein Risiko“. Nun gut, aber (und jetzt komme ich endlich wieder zu praktischen Kategorien des Alltags zurück) meine These ist: Es ist das beste, was wir haben. Besser können wir nicht investieren.

Und daher habe ich zehnmal lieber Aktien im Depot, die ich mal für 10.000 EUR gekauft habe als 10.000 EUR Sichteinlage am meinem Girokonto. Ich werde – i. Ggs. zu vielen anderen Leuten, wie oben angedeutet – richtig nervös, wenn ich zu viel Geld auf dem Girokonto habe, das nicht produktiv investiert ist. Anteile an Unternehmen — an guten Unternehmen, und natürlich auch vernünftig gestreut — lassen mich gut schlafen. 10.000 EUR auf dem Girokonto hingegen sind Spielgeld von Herrn Draghis Gnaden. Ich weiß sicher, auch ohne Hyperinflation, dass es jeden Tag weniger wert ist.

„Nicht investieren“

Ich kenne einige Leute, die von Ängsten zerfressen sind, die mir sagen, sie würden „nicht investieren“, weil sie Sicherheit haben wollen. In machen Fällen stimmt das auch, z.B. wenn sie einen Riesen-Kredit an der Backe haben, und fast alles fließt in Zins und Tilgung. Und die selbst-bewohnte Immobilie sehe ich nichts als Investment.

Andererseits gibt es auch die Leute, die keinen Kredit ab zu bezahlen haben und trotzdem nicht investieren, angeblich.

Das ist ein Denkfehler: Wenn ich 10.000 EUR auf dem Girokonto habe, dann ist das Geld, das ich der Bank als Darlehen gegeben habe. Die Bank ist ein Unternehmen (!), das eine Eigenkapitalquote von gerade mal 8% oder so aufweist, auf der Aktivseite hauptsächlich „sichere“ Kredite von und Deposits bei der EZB hält, die wiederum Schrott-Staatsanleihen hält, und die Euch noch dazu so gut wie keinen Zins darauf zahlt.

Ein täglich kündbares Darlehen an ein Unternehmen mit fragwürdiger Bonität also.

Aus diesem Gedanken heraus sage ich gerne vereinfacht: „Man kann nicht ’nicht investieren’“. Der Default ist immer das Darlehen an ein Unternehmen namens „Bank“. Oder noch schlimmer (im Fall der Geldscheine in der Matratze): Der Schuldschein vom Staat.

Und wenn das also so ist, wenn ich also investieren muss, weil es gar nicht anders geht – dann weiß ich, dass die „Sicherheit“, nicht zu investieren, eine Illusion ist. Es geht nur darum, worin ich investiere.

Ich finde, zu solch einem Schluss kann man nur kommen, wenn man genau unterscheiden kann zwischen Sicherheit und wahrgenommener Sicherheit.

Weiterführendes

In meinem Buch „Finanzielle Unabhängigkeit – Strategie“ (Link: www.projekt-unabhaengigkeit.de/buch_finanz_strat.html) gehe ich auf ein paar der hier angeschnittenen Aspekte genauer ein, u. a.:

  • Abschnitt „Ängste“: Wie genau sie für uns relevant sind, und in welchem Zusammenhang sie mit der geistigen Unabhängigkeit stehen, die nötig ist für die finanzielle Unabhängigkeit.
  • Abschnitt „Im Kleinen“: Ich gehe im Rahmen der Geldtopf-Strategie sehr genau auf das Verständnis von Investments und ihren Zweck ein – und darauf, warum es so wichtig für uns ist, dass wir uns ein sehr genaues Bild davon machen.
  • Abschnitt „im Großen“: Warum Unternehmensbeteiligungen die besten Investments fürs Alter sind, und warum man auf gut gemeinte, aber irreführende Risiko-Hinweise von „Experten“ nicht zu viel geben sollte.
  • Abschnitt „Nicht investieren“: Warum eine selbst bewohnte Immobilie kein Investment ist.

2 KOMMENTARE

  1. Schöner Beitrag!

    Das mit den Risiken ist wirklich eine Sache für sich! Ich kenne auch Leute, die viel zu viel Angst vor den Kapitalmärkten haben… dabei helfen die Medien auch kräftig mit. Schade, den es ist wesentlich risikoreicher nicht zu investieren.

    Für mich ist Geld auch nur eine Assetklasse, die z.B. Produktiv am Geldmarkt angelegt werden kann. Seit der Einführung des Euros, ist das Geld schon 13% weniger Wert. Es geht langsam, aber solange wir keine Deflation haben, geht der Trend weiter.

    Was ist risikoreicher? In den Aktienmarkt (Sachwerte) investieren oder Geld bzw. Bundesanleihen zu haben? Naja, Deutschland ging schon 8 mal pleite und wir hatten schon einige verlustreiche Währungsreformen. Aktien oder Kapitalmärkte schwanken zwar, aber mit einem Breit diversifizierten Portfolio, wäre es noch nie in der Geschichte zu einem kompletten Ausfall gekommen + man erhielt eine attraktive Rendite gegen die Geldentwertung… also, was ist risikoreicher?

    Danke für den Beitrag und bitte weiter so.

    Beste Grüße,
    Michael

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