5 wichtigste Panikzeichen an der Börse
5 wichtigste Panikzeichen an der Börse

In regelmäßigen Abständen gibt es an der Börse starke Kursrückgänge, die sich nachträglich als sehr gute Kaufgelegenheiten erweisen. Doch wie können Sie den richtigen Kaufzeitpunkt abschätzen? Ist er schon nach einem Kursrutsch von 10 Prozent oder doch erst nach einem Absturz von 30 Prozent und mehr? In diesem Artikel stelle ich Ihnen 5 Panikzeichen an der Börse vor, die Ihnen helfen werden ruhig zu bleiben und einen besseren Einstieg zu finden.

Dies ist ein Artikel von Erfolgreich -Sparen.com. Alle Texte sind urheberrechtlich geschützt. Mehr Informationen finden Sie auf www erfolgreich-sparen com.

Den Tipp „Kaufen, wenn die Kanonen donnern“ haben Sie bestimmt schon einmal gehört? Die Börsenweisheit wird von vielen Seiten verbreitet und enthält viel Wahrheit. Doch wie so oft bei derartigen Weisheiten sind sie für die tägliche Praxis nur wenig hilfreich.

Woran erkennen Sie, dass die Kanonen donnern? Woher wissen Sie vor allem, wie stark die Kanonen donnern?

Häufig schaukelt sich Panik über einige Tage auf, bevor sie abklingt. Dadurch kann ein zu früher Einstieg Sie viel Geld und Nerven kosten — besonders, wenn Sie kalte Füße bekommen und aus Angst vor Verlusten zu noch tieferen Kursen wieder aussteigen!

Deshalb besinnen sich viele Anleger eher auf die Weisheit „nicht ins fallende Messer zu greifen“. Doch auch hier stellt sich die Frage, woher Sie wissen, wie lang das Messer fällt. Schließlich kann es auch schon tief im Boden stecken, wo Sie es vorsichtig ergreifen können.

90 % Abwärtsvolumen

Häufig heißt es bei starken Kursrückgängen, dass es mehr Käufer als Verkäufer gab. Das ist aber tatsächlich unmöglich. Schließlich kann niemand eine Aktie verkaufen, wenn es nicht auch jemanden gibt, der bereit ist sie erwerben.

Allerdings — Wenn die Kurse fallen, sind die Verkäufer eher bereit zu niedrigen Preisen zu verkaufen. Das kennen Sie sicher auch von sich selbst: Wenn der Kurs steigt, dann setzen Sie den Verkaufspreis eher höher an und warten, bis sich jemand findet, der die Aktien schließlich abnimmt.

Wenn die Kurse aber stark fallen, dann haben nur sehr wenige Marktteilnehmer diese Geduld. Stattdessen unterbieten sich die Käufer und Verkäufer mit ihren Geboten. Niemand möchte eine Aktie zum aktuellen Preis, weil jeder damit rechnet, dass der Kurs in wenigen Minuten noch tiefer notiert.

Deshalb gilt das Handelsvolumen als erster Panik-Indikator. Für jede Aktie wird bestimmt, ob sie gestiegen oder gefallen ist. Anschließend wird ihr Handelsvolumen dem „Aufwärtsvolumen“ oder dem „Abwärtsvolumen“ zu geordnet. Auf englischen Seiten findet sich diese Kennzahl häufig unter dem Begriff Advanced/Decline Ratio und beschreibt das Verhältnis aller Aktien eines Index, die steigen oder fallen.

Wenn an einem Tag 90 % des gesamten Börsenvolumens auf fallende Aktien fällt, gibt es eine sehr gute Chance, dass es sich hier um Panik handelt. Dann sind die Tiefpunkte meist nicht mehr weit und es besteht eine gute Chance, dass es schon bald wieder höhere Kurse geben könnte.

VVIX über 140 Punkte

Wenn Sie bisher wenig mit Optionen gearbeitet haben, ist Ihnen die historische Volatilität eventuell noch nicht bekannt. Die historische Volatilität misst, wie stark Aktienpreise in einem bestimmten Zeitraum geschwankt haben. Über Optionen kann man die erwartete Volatilität für die Zukunft schätzen. Wie hoch diese implizite Volatilität ist, bildet Volatilitätsindex VIX ab.

Besonders in Phasen großer Panik steigt die Angst vor stark schwankenden Aktienpreisen deutlich an. Das heißt, die Marktteilnehmer vermuten, dass die Aktienpreise sich in Zukunft deutlich stärker bewegen werden. Folglich steigt die implizite Volatilität an.

Der VVIX misst nun die Veränderung dieser erwarteten Volatilität. Im normalen Marktumfeld notiert der Index deutlich unter 100 Punkten. Kommt jedoch Panik auf, verändert sich die Volatilität sehr stark — und damit auch der Index, der diese Veränderungen misst.

Wenn der VVIX über 140 Punkte steigt, hast du ein weiteres Panikzeichen.

VIX schließt mindestens 2 Prozentpunkte tiefer

Etwas abstrakter ist das Panikzeichen für den VIX. Wir haben bereits über die implizite Volatilität gesprochen. Sie wird für US-Aktien im S&P 500 durch den VIX-Index abgebildet. Im normalen Marktumfeld bewegt er sich in einem Bereich zwischen 10 und 20 Punkten.

Steigt der VIX über 20 Punkte, haben wir allerdings noch keine Panik — sondern lediglich ein Warnzeichen, dass an der Börse möglicherweise ein Sturm aufzieht. Wenn Sie diese Grenze beachten, ist es meist ein guter Zeitpunkt, von riskanten Positionen abstand zu nehmen und Munition für bessere Tage bereitzuhalten.

Ein Hinweis auf ein Ende der Panik stellt ein abstrakteres Muster im VIX dar, das Jens Rabe beobachtet hat. Wenn der VIX von einem sehr starken Anstieg innerhalb eines Tages wieder deutlich fällt (mindestens 2 Punkte), dann deutet dies darauf hin, dass die Aktienkurse ihre Tiefs erreicht haben.

Sie haben damit ein erstes Einstiegssignal bei Panikzeichen.

Put-Call-Ratio über 1,40

Optionen sind auf eine weitere Weise sehr nützlich als Indikator für das aktuelle Marktgeschehen. So können sich Marktteilnehmer durch den Kauf von Put-Optionen gegen fallende Aktienkurse absichern.

Neben Put-Optionen gibt es aber auch Call-Optionen, mit deren Kauf man auf steigende Kurse spekulieren kann.

Wieviele Put und Call-Optionen jeden Tag gehandelt werden, misst die die größte amerikanische Optionsbörse in Chicago (CBOE). Sie veröffentlicht die Daten stündlich auf ihrer Website.

Wenn nun die Anzahl der gehandelten Put-Optionen deutlich über die Anzahl gehandelter Call-Optionen steigt, dann entsteht ein weiteres Panikzeichen. Als Schwellwert diskutiert man einen Wert von etwa 1,4. Das heißt, es werden innerhalb eines Tages mindestens 40 Prozent mehr Puts als Calls gehandelt. Im normalen Markt findet man eher ein Verhältnis im Bereich zwischen 1,1 und 1,25.

Anzahl der Aktien mit neuen Hochs und neuen Tiefs

Das letzte Zeichen für Panik lässt sich nur selten beobachten und eignet sich eher in Kombination mit den anderen Panikzeichen. Es handelt sich um die Menge der Aktien, die an einem Tag neue Jahreshöchststände oder Tiefststände ausbilden.

In entspannten, steigenden Märkten ist die Anzahl der Aktien mit neuen Hochs in der Regel größer. Im Bärenmarkt lässt sich eher das Gegenteil beobachten. Dann bilden viele Aktien ein neues 52-Wochen-Tief aus. Das heißt, in diesem Moment notiert fast der gesamte Aktienmarkt auf einem Jahrestief.

Ablesen können Sie diese Informationen zum Beispiel direkt auf der Startseite Finviz.

Über einen aussagekräftigen Grenzwert lässt sich vortrefflich streiten. Bilden zum Beispiel 99 % aller Aktien ein Jahrestief aus, stehen die Chancen gut, dass die Panik wirklich um sich gegriffen hat und bald ihren Höhepunkt erreicht haben sollte. Denn wenn alle Ängstlichen ihre Aktien verkauft haben, übernehmen die Mutigen das Ruder und können die Kurse wieder in die Höhe treiben.

Fazit

Seitdem ich diese Panikzeichen kenne, überprüfe ich sie regelmäßig in stark fallenden Märkten. Sie haben mir bisher gut dabei geholfen, die Gesmatsituation besser einzuschätzen. Ich habe dabei das Gefühl, dass ich ruhiger reagiere, weil ich mich bewusster auf weiter fallende Kurse einstellen kann (wenn zum Beispiel noch keine Panikzeichen erkennbar sind).

Natürlich ist keines der Zeichen eine Garantie, dass es nicht weiter abwärts gehen kann. Ganz im Gegenteil — jedes Zeichen für sich selbst genommen hat eine sehr geringe Aussagekraft. Mit der Erkenntnis aus allen Panikzeichen ergibt sich ein besseres Bild über die aktuelle emotionale Marktsituation.

Da insgesamt drei der fünf Panikzeichen auf Optionen basieren, möchte ich ihre wichtige Rolle an den Finanzmärkten vor Augen führen. Denn mit Aktien allein lassen sich immer nur Preisveränderungen messen. Optionen erlauben hingegen, auch Emotionen und Zukunftserwartungen zu messen — denn sie geben mit ihren Preisen die Angst der Märkte direkt wieder.

Mehr über die Grundlagen von Optionen lernen Sie auch in dieser Artikelserie über die geheime Welt der Stillhalter.

Wenn Sie lieber ein Buch in der Hand halten, empfehle ich das Buch Optionsstrategien für die Praxis.

Hier finden Sie zudem noch einmal die Playliste mit allen Videos von Jens Rabe zu den 5 wichtigsten Panik-Zeichen.

Wie handelst Sie in Panikzeiten?

Zum Schluss würde mich interessieren, wie Sie in Panikzeiten vorgehen? Kannten Sie schon einige der Panikzeichen oder nutzen Sie ganz andere Signale um sich auf die Marktentwicklung einzustellen?

Bitte schreiben Sie Ihre Erfahrungen unten als Kommentar!

4 KOMMENTARE

  1. Hallo Rico,

    Sehr gut! Ich kenne alle diese Videos von Jens Rabe, und wiederhole sie auch alle paar Monate, um sicherzugehen, dass ich alles richtig verstehe.
    Viele Menschen haben Angst vor den kleineren und größeren Crash-Szenarien.
    Beobachtet man den Markt aber mit hoher Sorgfalt kann man sich von vornherein auf viele Szenarien einstellen.

    Auch ich agiere an der Börse viel ruhiger, seit ich diese Panikzeichen laufend überprüfe.
    Auch wenn man nicht Optionen handelt, sollte man diese Panikzeichen kennen meiner Meinung nach.

    mfG Chri

    • Stimmt. Ich finde es immer schwierig, den Boden abzuschätzen. Mit ein paar Zeichen lässt es sich hier Mental ruhiger in einer Bärenphasen handeln, weil man nicht mehr nach jedem Abwärtstag gleich den Pullback erwarten muss. Besonders für Dividendeninvestoren wäre sowas doch auch wichtig, damit sie die besten Kurse zum Einsammeln nutzen können?
      VG, Rico

  2. Es wird immer schwer sein, den absoluten Tiefpunkt zu erwischen. Es ist aber immer gut, wenn man weit unten kauft und weit oben verkauft.
    Ich orientiere mich mehr an fundamentalen Punkten, die aber zu ähnlichen Ergebnissen führen. Z.B. analysiere ich den KBV des DAX. Aber diese Analyse führt nur bei den ganz großen Bewegungen (2003, 2008) zu Ergebnissen.

    • Ja stimmt, ich glaube das funktioniert auch nur in solchen großen Zyklen. Wer da Ergebnisse innerhalb weniger Monate erwartet, wird meist enttäuscht das Handtuch werfen!

      Das ist der Vorteil bei den Panikzeichen. Hier lässt sich der Boden relativ zeitnah auf wenige Wochen eingrenzen.

Comments are closed.