Mit Krediten schneller zur finanziellen Freiheit?
Mit Krediten schneller zur finanziellen Freiheit?

Für den besten und schnellsten Weg zur finanziellen Freiheit gibt es viele Tipps. Der Wohl bekannteste ist, dass man erst alle Kredite und Schulden zurückzahlen soll. Aber ist das wirklich immer die beste Wahl? Tatsächlich lässt sich hier ein guter Rat nur geben, wenn man fragt, für was der Kredit eigentlich aufgenommen wurde.

Dies ist ein Artikel von Erfolgreich -Sparen.com. Alle Texte sind urheberrechtlich geschützt. Mehr Informationen finden Sie auf www erfolgreich-sparen com.

Arten von Krediten

Grundsätzlich gibt es drei Arten von Krediten: Konsumkredite, Investitionskredite und Kontokorrentkredite. Diese Einteilung orientiert sich an dem Zweck, für den der Kredit genutzt werden soll.

Konsumkredite werden zum Kauf von beliebigen Konsumgütern genutzt. Häufig sind das Autos, teure Haushaltselektronik oder der Jahresurlaub.

Investitionskredite nutzt man dann, wenn man Geld zum Investieren benötigt. Dieser Fall findet sich fast immer bei Unternehmen, die neue Maschinen über einen Kredit kaufen oder beim Kauf von Immobilien.

Kontokorrentkredite sind umgangssprachlich auch als Dispokredit beim Girokonto bekannt. Es können aber auch Kreditlinien bei Kreditkarten sein. Sie werden in der Regel dann genutzt, um kurzfristig Geld zur Verfügung zu haben — etwa weil das Gehalt erst am 15. des Monats kommt, die Miete aber schon am Monatsanfang bezahlt werden muss.

Nach diesem Zweck unterscheidet sich auch die Dauer, für die der Kredit in Anspruch genommen wird. Kontokorrentkredite werden meist nur wenige Tage bis Monate genutzt, während Konsumkredite über einige Jahre abgeschlossen werden. Investitionskredite können bei Immobilien auch über eine Laufzeit von 20 bis 30 Jahren abgeschlossen werden.

Für welchen Zweck wird der Kredit aufgenommen?

Um nun zu entscheiden, ob ein Kredit schnell zurückbezahlt werden soll, muss man sich Fragen, für welchen Zweck der Kredit aufgenommen wurde.

Wenn es sich um einen Konsumkredit für ein neues Auto oder eine Reise handelt, sollte man die Rückzahlung auf keinen Fall zu lange aufschieben. Anders sieht es hingegen dann aus, wenn der Kredit für eine Immobilie aufgenommen wurde. In den vielen Fällen wird es sich hier nicht lohnen, diesen Kredit schnell abzuzahlen.

Natürlich liegt auch hier der Teufel im Detail. Vergleichen wir dazu einfach das Objekt, für das der Kredit aufgenommen wurde.

Handelt es sich um eine Immobilie, dann können wir in der Regel von einem sehr beständigen Wert sprechen. Das heißt, die Immobilie wird auch in 10 Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit noch existieren und bei entsprechender Pflege auch nutzbar sein. Im Notfall besteht also immer die Option, die Immobilie für den Kredit „einzutauschen“. Das heißt, das Haus ist Weg, aber damit verscheidet auch zu einem großen Teil die Verbindlichkeit.

Doch wie sieht es aus, wenn wir uns für einen Kredit ein Auto kaufen? Bei der Anschaffung eines Neuwagens oder eines Gebrauchten gibt es viele wichtige Spartipps (Zur Infografik), die man berücksichtigen kann, um einen günstigen Kaufpreis zu erzielen. Das liebste Spielzeug der deutschen verliert schon nach wenigen Jahren einen Großteil seines Wertes. Im schlimmsten Fall geht es sogar kaputt und muss neu beschafft werden.

Was bleibt? Am Ende stehen wir ohne Auto da, aber bezahlen immer noch für den Konsumkredit. Sollten wir ein neues Fahrzeug benötigen, dann muss im Zweifel sogar ein weiterer Kredit aufgenommen werden. Deshalb schließt man besonders für Neuwagen fast immer auch eine Vollkaskoversicherung mit ab. Wenn dann etwas mit dem Auto passiert, ersetzt die Versicherung den Schaden.

Schlimmer wird es aber, wenn wir für das Geld in den Urlaub fahren. Nach der Reise ist das Geld weg, der Urlaub vorbei, aber wir bezahlen weiterhin dafür die Schulden. Egal, wie man sich windet, man wird für einen Luxus bezahlen, der schon mit Antritt der Reise keinen finanziellen Wert mehr besitzt. Es bleiben Erinnerungen und Schulden.

Gute Schulden oder schlechte Schulden?

Beim Rat seine Schulden als erstes zu bezahlen, sind praktisch immer Konsumschulden gemeint. Dabei handelt es sich um die aufgeführten Beispiele wie Autos, Reisen oder Verbrauchsgüter. Für diese Objekte würde ich in den meisten Fällen auch zur schnellen Abzahlung raten.

Doch wenn es sich um Kredite für Investitionsgüter handelt, würde ich diesen Schritt nicht unbedingt empfehlen. Warum? Investitionsgüter sind im allgemeinen auch Produktionsgüter. Sie generieren also auch einen Wert.

Nun gilt es abzuwägen, ob der Wertbeitrag die Kosten für den Kredit übersteigt. Wenn das der Fall ist, wird eine Rückzahlung nur wenig nutzen bringen. Stattdessen verlieren wir freies Kapital (liquide Mittel) und binden es in Wertgegenständen.

Warum kann das von Nachteil sein?

Wenn wir uns ein Produktionsunternehmen vorstellen, dass seine gesamten freien Mittel dafür aufwendet, die Maschinen abzuzahlen, kann es passieren, dass plötzlich Geld fehlt, wenn ein Auftrag wegbricht. Dann besitzt das Unternehmen zwar die Maschinen, hat aber kein freies Kapital zur Verfügung, um den Mitarbeiter zu bezahlen, der sie betreiben soll. Gleichzeitig fehlt dieses Geld, um neue Maschinen zu kaufen.

Doch Schuldenfreiheit hat auch Vorteile. So sinkt die Summe Zahlungsverpflichtungen. Sollte also einmal nicht genügend Geld zur Verfügung stehen, um den Kredit zu bedienen, kann die Bank die Sicherheit einfordern. Im schlimmsten Fall könnte das Unternehmen damit seine Vermögensgegenstände verlieren. Wenn die Maschinen nicht belastet sind, kann sie auch keine Bank einfordern.

In privaten Haushalten tritt das Problem häufig dann auf, wenn sich die Familie ein eigenes Haus kauft. Häufig wurde der Kredit kalkuliert, als beide Ehepartner Vollzeit gearbeitet haben. Gleichzeitig blieb der Puffer für Schwierigkeiten relativ schmal. Fällt nun ein Hauptverdiener weg, ist die Familie häufig nicht mehr in der Lage den Kredit zu stemmen. Die Bank fordert ihr Recht und die Familie wird im schlimmsten Fall das Haus verkaufen müssen.

Schulden sind ein zweischneidiges Schwert. Allgemein sind sie ein Finanzierungswerkzeug, das wie alle Werkzeuge richtig und falsch eingesetzt werden kann. Bei falscher Anwendung kann der Schaden schnell größer werden als der eigentliche Nutzen.

Richtig eingesetzt können Kredite die finanziellen Möglichkeiten erheblich verbessern. Fast niemand kann sich eine Immobilie kaufen oder dafür einen Kredit einzusetzen. Wichtig ist, dass die Kosten im angemessenen Rahmen zum Ertrag stehen.

Mit Krediten zur finanziellen Freiheit

Letztendlich kann man sagen, dass man auch mit Krediten die finanzielle Freiheit erreichen kann. Wer in Immobilien investiert, wird um Kredite schwer herum kommen. Doch auch wer in Aktien investiert, kann von Krediten profitieren.

So gibt es als klassisches Mittel den Wertpapierkredit. Damit wird es möglich, sein Depot als Sicherheit zu hinterlegen und für einen Teil des Wertes einen zusätzlichen Kredit zu erhalten. Derzeit beträgt der Zinssatz bei meiner Depotbank DAB 5,45 Prozent. Die Höhe des Kreditrahmens ist an den Marktwert der Aktien oder Anleihen gebunden.

So nennt die DAB Bank zum Beispiel für deutsche Anleihen einen Beliehungsgrad von bis 90 Prozent. Aktien können zu einem Grad von 70 Prozent beliehen werden. Weitere Beispiele sind auf der DAB-Website dargestellt.

Das heißt, wer ein Depot im Wert von 10.000 Euro besitzt, kann sich dafür bis zu 9.000 Euro zusätzlich leihen.

Doch wie wirkt sich dieser Wertpapierkredit auf das Ergebnis aus? Durch den Kredit entsteht ein Hebeleffekt. Wurden zum Beispiel bei einem Dividenden-Depot mit 10.000 Euro bisher 500 Euro Dividenden generiert, können durch den Hebel nun mit dem gleichen Kapital nun weitere 450 Euro erwirtschaftet werden. Die Dividendenrendite hat sich dann theoretisch von 5 Prozent auf 9,5 Prozent fast verdoppelt.

Allerdings müssen im Fall der DAB auch über 5 Prozent Zinsen pro Jahr bezahlt werden, sodass die zusätzlichen Dividenden-Einnahmen vollständig für die Kreditzinsen verloren gehen.

Steigt allerdings der Aktienkurs an, reduziert sich die Höhe des beanspruchten Kreditbetrages. Wenn der Kurs von 10 auf 12 Euro steigt, sind die Aktien 1.900 * 12 = 22.800 Euro wert. Verkauft man nun und tilgt den Kredit von 9.000 Euro, bleibt ein Restwert von 13.800 Euro. Also 1.800 Euro mehr als man ohne Wertpapierkredit erzielt hätte.

Der Nachteil ist, wenn die Aktien im Kurs von 10 auf 9 Euro fallen. Dann hat das Depot nur noch einen Wert von 19 * 9 = 17.100 Euro. Wird dann der Kredit beglichen, ist der Restwert mit 8.100 Euro fast 900 Euro niedriger als ohne Finanzierung.

Auf ähnliche Weise funktionieren praktisch alle Finanzierungskonzepte. Wer sagt, dass Kredite zu riskant sind, muss sich in der Wirtschaft einmal genauer umschauen. Praktisch alle Unternehmen sind zu hohen Anteilen durch Kredite finanziert. Die wenigsten Immobilien gehören vollständig dem Eigentümer. Selbst Warren Buffet hat seinen Erfolg zum größten Teil geschickten Finanzierungsgeschäften zu verdanken.

Ob die Vorteile die Nachteile aufwiegen, muss letztendlich aber jeder für sich selbst entscheiden.

Ich persönlich mag das Hebel-Konzept der Kreditfinanzierung und nutze es selbst aktiv. Dazu habe ich schon damals einen Privatkredit bei der DKB aufgenommen, der noch immer die günstigsten Konditionen bietet. Zudem hat der Kredit einen zusätzlichen „Sparzwang“, der es manchmal leichter macht, das Geld auch wirklich zur Seite zu legen.

Auch in der Optionsstrategie kommen regelmäßig Hebel zum Einsatz. So lassen sich auf Margin (Wertpapierkredit) Aktien im Wert von 20.000 Euro handeln, obwohl das Depot nur einen Wert von 10.000 Euro hat.

Fazit

Abschließend würde ich sagen, dass Kredite nicht immer schlecht sind. Meiner Meinung nach ist es bei ihrem Einsatz wie mit dem Autofahren. Wer gelernt hat, die Instrumente ordentlich zu bedienen und die Verkehrsregeln verstanden hat, kann auch sicher und deutlich schneller im Auto voran kommen.

Nicht anders ist es mit Krediten. Wer die grundlegenden Konzepte verinnerlicht hat und versteht, wie er sich gegen Risiken absichern muss, kann mit Krediten seinen Erfolg deutlich steigern.

7 KOMMENTARE

  1. Mutig dich als Kredit-Anleger zu outen Rico. Ich nutze diese Möglichkeit ebenso wie du. Und wie du schon schreibst, es ist gang und gebe in der Wirtschaft. Nur leider im Kleinanlegerbereich seit Ewigkeiten verpöhnt und verrufen. Normal ist es offenbar nur, wenn man einen Konsumartikel oder ein Fahrzeug auf Kredit kauft. Der Wert der Anschaffung sinkt dann meist schneller wie der Kredit getilgt wird. Aber auch bei Immobilien ist es völlig normal bis zu 100% oder auch mehr zu finanzieren. Kostet ja nichts. Aber wehe du hebelst dein langfristiges Aktiendepot mit 10-20%. Dann bist du quasi als Kamikazi-Anleger unterwegs und für sämtliche Finanzkrisen und die bösen Niedrigzinsen verantwortlich.
    In diesem Sinne, auf die nächste Baisse! Mein Abrufkredit wirds freuen. 😉
    Gruß
    Alex

    • Hallo Alex, ich glaube schon, dass es für die meisten Anleger sicherer ist keine Kredite zu verwenden. Allein um die Zinsen dafür zu verdienen, muss man schon eine gewisse Rendite erreichen. Mit ETFs und Dividenden-Aktien ist das dauerhaft nur relativ schwer möglich. Wer aber entsprechende Erfahrung hat, kann von einem zusätzlichen Hebel aber deutlich profitieren!

  2. Hallo Rico,

    persönlich nutze ich den Wertpapierkredit nur zur zinslosen Zwischenfinanzierung. Mein Cash habe ich auf dem Tagesgeldkonto bei einer anderen Bank liegen, bin aber dank üppigem WP-Kredit und valutagerechter Überweisung trotzdem jederzeit handlungsfähig. Um bei Kreditzinsen zwischen 5 und 6 Prozent (Standard bei den deutschen Direktbanken) tatsächlich vom Leverage Effekt zu profitieren braucht es schon hochrentable = häufig risikobehaftete Anlagen. Ferner muss man auch noch die steuerlichen Auswirkungen berücksichtigen. Kreditzinsen sind steuerlich nicht mehr anrechen- bzw. abziehbar, während die zusätzliche Dividende bzw. die Kurssteigerungen voll der Abgeltungssteuer unterliegen. Da hilft nur der Wechsel ins Niedrigsteuer-Ausland und (bei entsprechendem Vermögen) zu einer „richtigen“ Bank. Bei letzterer gibt es den WP-Kredit für um die 1 Prozent Zinsen.

    Viele Grüße
    Anton

    • Hallo Anton, da hast du recht. 6 Prozent Zins lohnen sich leider nur selten. Die Steuern sind auch ein Grund, der mich stört. Hier haben es Immobilien-Investoren deutlich besser.

  3. genau richtig! Ich sehe es genauso, richtig eingesetzt ist jeder Cent ein Multiplikator.
    Hole ich mir ein Dividendentitel mit 4% und dieser erhöht jedes Jahr um 10% dann rechnet sich der Kauf vielleicht nicht im 1. Jahr aber als Investor ist der Horizont ja länger und entsprechend würde es nach 20 Jahren einen erheblichen Mehrwert ausmachen! Wenn jetzt noch einwenig das Timing funktioniert hat….ich glaube jeder sollte sich mit dem Thema ernsthaft auseinandersetzen! Hat man es verstanden ist es kein Teufelswerk.
    Ich zahle aktuell 4,3% bei Onvista!
    Beste Grüße

  4. Lieber Rico,

    Ich schätze Deine Artikel und Deine Intelligenz sehr. Alles, was Du schreibst, klingt durchreflektiert. Trotzdem bin ich etwas irritiert, wenn Du so schreibst, dass es den Anschein hat, dass es mit der richtigen Strategie sowie kompetentem Umgang mit den Instrumenten fast kein Problem mehr geben könnte. Warst nicht DU es, der berichtet hat, dass er gravierende Fehler gemacht hat und deshalb im Sommer viel Geld verloren hatte und kaum noch gut schlafen konnte?

    Gruss, T.

    • Du hast recht, ich habe in der Tat viel Geld verloren. Aber ich habe daraus auch viel gelernt, sodass ich die gleichen Fehler nicht zweimal machen werde. Obwohl diese Zeit sehr schmerzhaft war, glaube ich nicht, dass man weiter kommt, ohne irgendwann mal Lehrgeld zu bezahlen. Die Kunst ist es, danach noch stärker wieder aufzustehen.

Comments are closed.