Die vergangenen Tage wurden wieder zahlreiche Quartalsergebnisse berichtet: Darunter von Visa, Microsoft, General Electric oder Altria. Erstmals muss ich gestehen, dass ich die Nachrichten dazu nur am Rande verfolgt habe. Das hat einerseits damit zu tun, dass ich beruflich derzeit recht eingespannt bin. Auf der anderen Seite musste ich aber auch erkenne, dass die Ergebnisse nur einen kleinen Teil zum Anlageerfolg beitragen. Häufig sagt man ja, dass es unheimlich viel Arbeit macht, einzelne Aktien zu „pflegen“. Ich möchte hier kurz aufzeigen, wie man mit wenigen Blicken prüfen kann, ob es weiteren Handlungsbedarf gibt.

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Grundsätzlich nutze ich zwei Ebenen der Prüfung: Die emotionale Ebene und die sachliche Ebene. Allgemein sagt man zwar, dass man Emotionen beim Investieren ausschalten soll — doch ich bin der Meinung, dass dieser Ansatz für die meisten Privatanleger nicht funktioniert. Sachlich ist schließlich der Blick auf die Geschäftszahlen, der das Fundament für die Investition darstellt. Solang sachlich und objektiv alles passt, lassen sich dann auch die Emotionen im Zaume halten.

Aktienpreise schwanken über die Zeit extrem. Es kann durchaus vorkommen, dass sich der Kurs halbiert und sich damit die Hälfte unseres Vermögens in Luft auflöst. Wer in solchen Situationen schon emotional zweifelt, lässt sich auch durch Fakten nur schwer zum Durchhalten überzeugen.

Allein aus diesem Grunde ist es wichtig, vom Unternehmen von Grund auf überzeugt zu sein.

3 Kennzahlen zur Unternehmensanalyse, auf die jeder achten sollte

Im zweiten Schritt folgt die sachliche Prüfung des Unternehmens. Dazu werfe ich ausschließlich einen groben Blick auf die Geschäftsergebnisse. Das Ziel ist eine entscheidende Frage zu beantworten: Ist das Unternehmen profitabel?

Die Antwort auf diese Frage beantwortet, ob ein Unternehmen überhaupt eine Investition wert ist. Ein Unternehmen, dass nur Verluste macht, ist langfristig nicht überlebensfähig und wird schon gar nicht wachsen.

Doch wie kann man erkennen, ob ein Unternehmen profitabel ist?

Für eine schnelle Antwort werfe ich stets einen Blick auf das Umsatzwachstum, den Gewinn und den operativen Kapitalfluss der letzten Jahre. Diese drei Größen vermitteln mit wenig Aufwand, ob ein Geschäftsmodell funktioniert oder nicht.

Umsatz

Wenn der Umsatz sinkt, deutet dies bereits auf mögliche Schwierigkeiten im Marktumfeld hin. Im Idealfall befindet sich ein starkes Unternehmen in wachsenden Märkten und kann damit auch regelmäßig den Umsatz steigern.

Priceline Group: Entwicklung von Umsatz und Gewinn bis 2014
Priceline Group: Entwicklung von Umsatz und Gewinn bis 2014

Priceline als größter Online-Preisvergleich in der Tourismus-Branche hat zum Beispiel seinen Umsatz über Jahre um über 20 Prozent gesteigert. Mit diesem Wachstum beweist das Unternehmen, dass es erfolgreich expandieren kann und ach auf die entsprechende Nachfrage stößt.

Gewinn

Der Gewinn oder das Nettoergebnis nach Steuern zeigt an, ob das Unternehmen generell in der Lage ist, kostendeckend zu wirtschaften. Allerdings ist auch hier ein Blick auf den Verlauf erforderlich, weil der Gewinn je nach Branche starken Schwankungen unterworfen ist.

Wenn der Umsatz steigt, ist es wichtig, dass der Gewinn sich zumindest ähnlich entwickelt. Geht das Wachstum auf Kosten des Ergebnisses sollte man sehr Vorsichtig sein. Dies kann insbesondere dann passieren, wenn Kampfpreise angeboten werden, mit denen sich die Kosten nicht decken lassen, nur um weitere Marktanteile zu gewinnen. Nachhaltig ist dieses Konzept aber nicht.

Kapitalfluss

Zuletzt kommt der Blick auf den operativen Kapitalfluss. Er zeigt an, wieviel Geld tatsächlich in das Unternehmen hinein geflossen ist. Wichtig ist zunächst, dass dieser positiv ist und dem Unternehmen somit mehr Geld zufließt, als operativ für die Erfüllung der Tätigkeit ausgegeben werden muss.

Weiterhin ist wichtig, dass dieser Kapitalfluss sich auch mit dem Umsatz entwickelt. Wenn der Umsatz steigt, sollte der Kapitalfluss auch zunehmen. Ansonsten kann es bedeuten, dass das Wachstum nicht profitabel gestemmt wird und auf Kosten der Margen zum Beispiel über Preisnachlässe oder sehr lange Zahlungszeiträume finanziert wurde.

Priceline Group: Entwicklung des operativen Kapitalflusses bis 2014
Priceline Group: Entwicklung des operativen Kapitalflusses bis 2014

Dies passiert immer dann, wenn Unternehmen für die Produktion in Vorleistung gehen und viel Geld ausgeben. Dadurch erhöhen sich die Verbindlichkeiten bei den Lieferranten. Wenn es dann nicht gelingt, die fertigen Artikel schnell zu verkaufen, kann es passieren, dass sich entweder das Lager erhöht, falls keine Abnehmer gefunden werden oder sich die Forderungen erhöhen, weil die Kunden ihre Waren nur sehr spät bezahlen. In beiden Fällen fließt dem Unternehmen kein Geld zu — und es besteht höchste Gefahr. (Häufig wird in solchen Fällen gern ein Kredit aufgenommen — das Geld fließt dann über den Kapitalfluss aus Finanzierungstätigkeit zu.)

Beispielhaft kannst du die drei Größen in den Artikeln über Priceline betrachten. Auch bei Gilead Sciences wird schnell klar, warum sich der Kurs in der Vergangenheit so stark entwickelt hat.

Neben diesen drei Größen gibt es natürlich noch zahlreiche weitere Kennzahlen, die man betrachten kann. Allerdings sind sie alle in den oben genannten Größen indirekt enthalten. Wenn diese Eckpfeiler erst einmal passen, ist die Chance recht gut, dass das Unternehmen eine Geldmaschine darstellt, in die man investieren könnte.

Fazit

Wichtig ist zu verstehen, dass die drei Kriterien Umsatz, Ergebnis und operativer Kapitalfluss nur eine Aussage über die Qualität des Unternehmens in der Vergangenheit zulassen. Wozu sie allerdings nicht direkt geeignet sind, ist die Entscheidung über den richtigen Kaufzeitpunkt. Dieser hängt entscheidend davon ab, wie ein Unternehmen bewertet ist. Den besten Preis für einen Kauf im Rahmen der Unternehmensbewertung zu finden, ist nochmal ein Wissenschaft für sich und nicht Thema dieses Beitrages.

Ebenfalls solltest du dir bewusst sein, dass ein Unternehmen, dass in der Vergangenheit sehr profitabel war, trotzdem in Zukunft große Schwierigkeiten bekommen kann. Normalerweise ändert sich die Qualität eines Geschäftsmodells aber nicht über Nacht sondern langsam über viele Jahre. Auch hier helfen die genannten Kennzahlen rechtzeitig die Wende zu erkennen.

7 KOMMENTARE

  1. Die von dir vorgestellten drei Kriterien Umsatz, Gewinn und Kapitalfluss für ein gutes Unternehmen wende ich auch an. Ich vergleiche aber diese Kennzahlen mit dem aktuellen Aktien-Preis. Vor allem beim Kauf von Aktien ist der Preis sehr entscheidend. Wenn ich bereits Aktien eines Unternehmens besitze, ist der aktuelle Preis nicht mehr so entscheidend wie gute Bilanz-Zahlen. Aber auch hier entscheide ich über den KGV, KBV, Umsatz und Gewinn darüber, ob ich eine Aktie halte oder verkaufe.

  2. Hi Rico,

    das ist ein wirklich guter Beitrag der das Thema Unternehmensanalyse auf den Punkt bringt. Die drei von dir genannten Kennzahlen sind derzeit auch die von mir präferierten Kennzahlen zur finanziellen Analyse eines Unternehmens.

    Ich wünsche dir noch viel Erfolg auf dem Weg zur finanziellen Unabhängigkeit – was im übrigen auch mein Ziel ist.

    Gruß,
    Andreas

  3. Hallo Rico,
    mit welchem Aktienscreener kann man sich denn die o.g. Kennzahlen für mehrere Jahre darstellen/filtern lassen?
    Viele Grüße
    Michael

    • Ich schau meistens bei Yahoo Finance, direkt auf der Seite der Unternehmen oder bei Finanzen.net. Dort findet man meist irgendwo die Werte, um sich alles ausrechnen zu können.

  4. Das sind wichtige Kriterien. Aber so richtig überzeugend wird das für mich, wenn das Unternehmen dann auch noch unabhängig von Banke ist, und damit eine solide finanzielle Basis hat, und nicht fremdbestimmt wird. Das ist dann richtig genial!

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