Wir haben für meine Frau ein kostenloses Girokonto gesucht, bei dem auch Bankfilialen verfügbar sind. Nach einiger Recherche sind wir auf die Targobank gestoßen, die das Online-Konto anbietet. Das Girokonto ist vollständig kostenfrei und an keine weiteren Bedingungen geknüpft. Wenig später haben wir auch das kostenfreie Aktiendepot aktiviert um dort langfristig Dividendenaktien zu kaufen. Nun möchte ich über unsere Erfahrungen mit der Targobank berichten.

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Warum eine Filialbank?

Wir wollten unbedingt eine Filialbank, weil meine Frau durch ihre Arbeit in der Gastronomie regelmäßig mit Bargeld konfrontiert ist. Das Ziel war, ohne zusätzliche Gebühren problemlos Bargeld ein- und auszahlen zu können. Zudem wollten wir das Konto nicht als Gehaltskonto führen. Dieses soll weiterhin bei der Deutschen Kreditbank bleiben, mit der wir seit vielen Jahren höchst zufrieden sind (Hier findest du meine Erfahrungen zur DKB). Aus diesem Grund sind auch die meisten anderen Banken herausgefallen, denn entweder war das Girokonto nur kostenlos, wenn ein regelmäßiger Gehaltseingang zu verzeichnen war, oder die Ein- bzw. Auszahlung von Bargeld (insbesondere von Münzen) war nicht ohne weiteres Möglich.

Die Eröffnung des Girokonto Online

Zunächst hatten wir bei der Hotline angerufen und uns informiert, ob für den Bargeldverkehr auch mit dem Girokonto online keine weiteren Gebühren anfallen. Zu meiner Überraschung klingelte die kostenfreie Hotline-Nummer sofort ohne zwischengeschaltetes Computersystem bei einem freundlichen Mitarbeiter. Nachdem dieser unsere Fragen beantwortete, beantragen wir über das Online-Formular die Eröffnung des Girokontos für meine Frau (Zur Targobank*). Wir müssen dazu sagen, dass sie Ausländerin ohne deutschen Pass ist. Aus diesem Grund haben wir auf zusätzliche Funktionen wie eine kostenlose Kreditkarte oder einen Dispokredit direkt verzichtet, um die Anforderungen so gering wie möglich zu halten.

Die Unterlagen wurden ausgedruckt und über den klassischen Weg per Postident an die Targobank versandt. Schon wenige Tage später erhielten wir die Bestätigung zur Kontoeröffnung und schrittweise alle weiteren Unterlagen für den Online-Zugang, EC-Karte, PIN und TAN-Liste.

Produktumfang und Kosten

Targobank Onlinebanking Startseite
Targobank Onlinebanking Startseite

Die Targobank ist eine Vollbank, die neben dem Girokonto in auch viele weitere Produkte anbietet. Am bekanntesten ist die Targobank für ihre aggressive Werbung für Konsumkredite. Das Kreditgeschäft mit Privatkrediten, Autokrediten oder Immobilienkrediten ist ohne Frage eines der wichtigsten Geschäftsfelder der Targobank. Dennoch gibt es auch das Girokonto in zahlreichen Varianten mit und ohne Kreditkarten und mit unterschiedlicher Gebührenstruktur. Interessant ist hier die Premium-Kreditkarte mit integrierter Vollkasko-Versicherung für Mietwagen. Das bieten so nur sehr wenige Banken.

Für den Sparen finden sich klassische Festgeld- und Tagesgeldangebote im Produktumfang.

Investoren können über die Targobank ein Wertpapier-Depot eröffnen. Dort können Aktien, ETFs, Optionsscheine oder Aktienanleihen teilweise zu geringen Fixkosten gehandelt werden. Mehr zum Aktiendepot folgt später.

Targobank Onlinebanking im Detail

Targobank Überweisungsoberfläche
Targobank Überweisungsoberfläche

Das Onlinebanking der Targobank bietet viele Informationen, die man erwarten würde. Überweisungen lassen sich vornehmen und der Kontostand ist abrufbar. Vergleicht man die Oberfläche, die Übersichtlichkeit und die Auswertungsmöglichkeiten allerdings mit Direktbanken wie der Comdirect oder der Deutschen Kreditbank, scheint sie Targobank technisch mindestens eine Generation zurück zu sein.

Funktional und verständlich ist die Überweisungsoberfläche, bei der wahlweise entweder Kontonummer und Bankleitzahl oder die IBAN angegeben werden können. Hier unterstützt die Struktur mit ihrer Analogie zum klassischen Überweisungsschein das Verständnis und ermöglicht eine Überweisung in wenigen Schritten. Zur Identifikation stehen entweder klassische TAN-Listen oder das mTAN-Verfahren zur Verfügung.

Targobank Dokumentenmappe
Targobank Dokumentenmappe

Ich persönlich habe mich sehr schwer getan, Transaktionen nachzuverfolgen. Auch Dokumente wie Kontoauszüge oder Umsatzübersichte sind nicht selbsterklärend und teilweise einfach unübersichtlich. Zwar hat man versucht die Ordnerstruktur übersichtlich zu gestalten, aber die Bezeichnung der einzelnen Dokumente hilft nicht weiter. Besonders, wenn man Unterlagen sucht, die ein paar Monate zurück liegen, ist es fast unmöglich, die passendene Dateien zu finden.

Wichtig war uns auch die Ein- und Auszahlung von Bargeld. Geldautomaten der Targobank-Filialen und aller Partnerbanken im Cash Pool (z. B. Santander, BB Bank, Spardabank) können kostenfrei zur Bargeldabhebung verwendet werden. Da meine Frau berufsbedingt auch regelmäßig Münzen benötigt, haben wir versucht, diese am Schalter zu beziehen. Grundsätzlich ist das auch kostenlos möglich, aber leider hält die Targobank hier keinen Bestand sondern greift nur auf zuvor eingezahltes Bargeld zurück. Wer sich hier auf die Auszahlung verlässt, steht leider auch schnell mal ohne Münzen da.

Für die Einzahlung von Bargeld stehen in einigen Filialen Einzahlautomaten. Dort wird das Geld in einen Umschlag verpackt und im Automaten hinterlegt. Zwei Tage später befindet sich der Betrag dann auf dem Konto. Leider muss ich auch hier feststellen, dass zumindest die Technik in Leipzig etwas altmodisch anmutet. Bei der Commerzbank und der DKB erfolgt die Einzahlung direkt und in Echtzeit aufs Konto — ohne erst umständlich mit Umschlägen zu hantieren.

Aktiendepot bei der Targobank

Zunächst hatten wir nur das Girokonto eröffnet, doch im zweiten Schritt auch die Freischaltung des kostenlosen Targobank-Aktiendepots beantragt. Nach wenigen Tagem flogen die passenden Unterlagen ins Haus. Hier hat mich die Targobank besonders mit einem Umfangreichen Produktheft positiv überrascht. Wir erhielt ein über 100 Seiten dickes Heft — fast schon Buch — im A4-Format, in dem aufwändig alle Anlageformen von Anleihen und Aktien über Optionsscheine und Fonds bis zu Hedge Fonds und Futures im Detail erklärt wurden. Dazu zählen auch Anforderungen, Risiken und die möglichen Zielgruppen für die jeweilige Anlageform. (Weitere Informationen zum Aktiendepot der Targobank*)

Targobank Oberfläche Aktien kaufen
Targobank Oberfläche Aktien kaufen

Ich habe mich durch das Heft durchgearbeitet und die Erklärungen nachvollzogen. Eine so gute Broschüre, die fast schon einem Lehrbuch gleich kommt, habe ich bisher noch von keiner Bank gesehen. Besonders Anleger, die sich erstmalig mit der Materie beschäftigen, erhalten hier einen vollständigen Überblick. Natürlich ersetzt auch dieses Heft nicht die weitere Ausbildung und Erfahrung, aber es vermittelt eine Vorstellung über die Möglichkeiten, Chancen und Risiken.

Die Oberfläche für das Aktiendepot ist allerdings wie bei Onlinebanking leider nicht zeitgemäß. Allerdings kam meine Frau mit den Angaben zu den Wertpapieren leichter zurecht. Es gibt weniger Zahlen und damit ist für sie leichter erkennbar, wo die Wertpapiere derzeit tatsächlich stehen. Hier unterscheidet sich unser Erfahrungsschatz doch etwas — ich persönlich mag viele Zahlen lieber als wenige. 🙂

Targobank Orderarten
Targobank Orderarten

Die Orderaufgabe ist zwar leicht möglich, aber für die meisten Anleger schlicht zu intransparent. Es werden viele Handelsplätze angegeben, die typischen Orderarten wie Limit oder Market, aber man hat zum Beispiel nur wenige Information über die jeweiligen Gebühren. Auch aktuelle Marktdaten bietet die Targobank meiner Meinung nach eher rudimentär an. Für meine Frau waren die Informationen jedoch mehr als ausreichend. Sie konnte auch ohne meine Hilfe problemlos eine Market-Order aufgeben — was ich nun persönlich wieder nie machen würde.

Hinzu kommt, dass die Ausübung nicht direkt mit dem Kontostand verrechnet wird. Dadurch haben wir es geschafft, ohne Dispo und Wertpapierkredit gleich 10 Euro ins Minus zu rutschen, was wir allerdings erst nach der Kontoabrechnung zwei Monate später festgestellt haben — weil für die Überziehung 4,95 EUR Gebühren abgerechnet wurden. Rechnet man die Gebühren in Zinsen um, kann man sich ausrechnen, wie hoch der „Überziehungszins“ in diesem Fall gewesen war.

Targobank Oberfläche Transaktionsgebühren
Targobank Oberfläche Transaktionsgebühren

Ein weiteres Manko hatten wir mit der Abrechnung der Dividenden ausländischer Aktien. Wir haben zum Beispiel Coca Cola aktien im Depot, für die US-amerikanische Quellensteuer von 30 Prozent anfällt. Allerdings lässt sich diese Steuer mit dem W8-BEN-Formular auf 15 Prozent reduzieren. Das Problem: Die Targobank kennt weder das Formular noch gibt es eine Möglichkeit, die Steuerreduzierung umzusetzen. Es fallen also immer 30 Prozent Quellensteuer auf US-Dividenden an. Die Mitarbeiter sind zwar alle sehr freundlich, doch konnte man uns dort auch trotz Nachfragen, internen Telefonaten und Rückfragen keine Lösung anbieten.

Bei der Comdirect-Bank hatten wir zum Vergleich wenige Wochen nach Konto-Eröffnung automatisch ein Schreiben im Briefkasten. Darin befand sich der Hinweis auf das Formular, die Quellensteuer-Reduzierung und die Aufforderung zur kostenlosen Rücksendung im begefügten Umschlag. Das sind Unterschiede wie Tag und Nacht!

Fazit

Für mich ist besonders das Feedback meiner Frau hilfreich. Hier habe ich gemerkt, dass die Anforderungen sehr unterschiedlich sind und sie Informationen, die ich vermissen würde, überhaupt nicht benötigt. Manchmal schlägt einfach und „weniger“ tatsächlich umfangreich und mehr. Da sie als Anfängerin nun auch die Oberfläche der Comdirect Bank kennt, war ihre spontane — und für mich überraschende — Reaktion, dass ihr die Targobank eigentlich besser gefällt. Die Comdirect habe „zu viele Zahlen“, sodass es ihr als Laie schwer fällt, die wesentlichen Informationen zu erkennen. Letztendlich muss ich aber auch sagen, dass die Targobank trotz ihrer wenig modern anmutenden Oberfläche die meisten Aufgaben problemlos bewältigt. Das Onlinebanking ist funktional auf der Höhe der Zeit. (Weitere Informationen zur Targobank*)

Dennoch merkt man, dass die Targobank keine Direktbank ist. Freistellungsaufträge können nicht online bearbeitet werden und Steuerermäßigungen aus dem Ausland sind für deutsche Kunden nicht nutzbar. Besonders der letzte Faktor stellte für uns einen wesentlichen Nachteil dar. Die Dividenden fließen noch nicht in einer Höhe, für die es sich lohnt, manuell Anträge auszufüllen und an ausländische Finanzämter zu senden. Dennoch wollen wir natürlich auf die entgangenen Steuerermäßigungen auch nicht verzichten.

Aus diesem Grund ist die Targobank für Einsteiger, die ein kostenloses Girokonto suchen und dennoch Zugang zu örtlichen Filialen wünschen eine günstige Alternative zur Direktbank. Die Mitarbeiter sind sehr freundlich und hilfsbereit. Aktienanleger können mit der Targobank glücklich werden — die Gebühren sind im Rahmen und durchaus konkurrenzfähig. Lediglich der Faktor Steuerermäßigungen trübt die Stimmung: Für internationale Dividenden-Investoren würde ich mich eher zu Investoren-freundlicheren Alternativen im Depot-Vergleich greifen.

6 KOMMENTARE

  1. Hallo Rico!
    Das ist der angekündigte Kommentarversuch. Übrigens, danke für die Aufnahme meines Blogs in deine Startseitenliste. Der Link zu meiner Seite funktioniert.
    Gruß Der Malachit.

    • Besten Dank, das hat in der Tat super funktioniert. Mal sehen, wieviel Spam sich jetzt wieder dazwischen schummelt 😉

  2. So eine Broschüre habe ich sowohl von der Volksbank als auch bei Consors bekommen. Scheint üblich zu sein.

    • Interessant, das finde ich auf jeden Fall sehr positiv! Hier hat die Pflicht der Banken, ihre Kunden besser „auszubilden“ wohl tatsächlich ein paar Früchte getragen 🙂

  3. Ein schöner Bericht. Ich hätte nur eine kurze Frage. Wie viel mussten Sie an Gebühren zahlen um Ihre Dividenden ausgezahlt zu bekommen? Ich kann dazu im Prospekt der Targobank und Inet nichts finden, das einzige was viell. passen würde ist Kapitalerträge inland 10 euro und ausland 20 Euro. Kommt mir aber viel zu teuer vor, für eine Ausschüttung die ja bei us aktien meist 4 mal im Jahr erfolgt jedesmal 20 Euro zu zahlen.

    Mfg

    • Die Auszahlung der Dividende war so weit ich mich erinnere Gebührenfrei. Aber man konnte von den Doppelbesteuerungsabkommen und reduzierten Quellensteuern nicht profitieren. Das heißt man zahlt immer den vollen Quellensteuersatz (USA 30% statt 15% bei anderen Banken)

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