Klassische Anleihen bieten eine garantierte Verzinsung und die vollständige Rückzahlung der Anlagesumme zum Ende der Laufzeit. Diese Anleihen gibt es sowohl als Staatsanleihen als auch als Unternehmensanleihen. Aber es gibt auch Aktienanleihen mit ähnlichen Eigenschaften. Doch wie unterscheiden sich die beiden Anlageprodukte und wo liegen ihre Vorteile und Nachteile?

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Funktionsweise einer Anleihe

Anleihen sind klassische festverzinsliche Wertpapiere oder Schuldverschreibungen. Sie werden im Unternehmen als Fremdkapital eingeordnet. Was das für Auswirkungen hat, werden wir etwas später untersuchen. Sie lassen sich durch zwei wesentliche Eigenschaften beschreiben:

  • Verzinsung (Kupon)
  • Laufzeit
  • Nennwert

Die Verzinsung einer Anleihe erfolgt meist jährlich, halbjährlich oder quartalsweise. Die Höhe der Zinsen ist vertraglich vereinbart und zum Ende der Laufzeit wird der Nennwert zu 100% beglichen.

Im Allgemeinen haben Anleihen eine feste Laufzeit, die nur wenige Jahre bei Unternehmensanleihen und viele Jahrzehnte bei Staatsanleihen betragen kann. Häufig sind für Unternehmensanleihen zum Beispiel Laufzeiten zwischen 3 und 10 Jahren zu finden. Staatsanleihen können hingegen auch Laufzeiten von 30 bis 100 Jahren aufweisen.

Anleihen gelten als Fremdkapital. Damit tritt der Käufer der Anleihe nicht als Investor auf, ist nicht am Erfolg des Unternehmens beteiligt und erhält auch keine Dividende. Dafür haben die Zahlungsverpflichtungen des Emittenten für Zinsen und Tilgungen aber stets Vorgang vor dem Interesse der Aktionäre. Es wird also eher die Dividende gestrichen, als dass die Zinszahlungen für eine Anleihe ausgesetzt werden.

Der Unterschied zu Aktienanleihen

Aktienanleihen sind hingegen ein Anleihe-ähnliche Finanzinstrumente mit vergleichbaren Eigenschaften. Hier wird über die Laufzeit auch eine Verzinsung der Einlage versprochen. Entscheidend ist jedoch, dass beim Ablauf der Anleihe nicht zwangsweise die Einlagesumme zu 100% zurückgezahlt wird. Stattdessen haben Aktienanleihen einen Optionscharakter für den Emittenten bzw. den Verkäufer: Er kann sich zur Fälligkeit heraussuchen, ob er die geschuldete Summe auszahlt oder in Form von Aktien begleicht. (Mehr zur Funktionsweise von Aktienanleihen)

Damit haben Aktienanleihen einen entscheidenden Nachteil zu klassischen Anleihen: Der Endwert bzw. Rückzahlungsbetrag ist nicht von Anfang an bekannt. Dieser kleine aber feine Unterschied macht die Aktienanleihe deutlich komplexer und riskanter als eine klassische Anleihe. Genau genommen ist eine Aktienanleihe überhaupt keine Anleihe, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung schon 2001 in diesem Artikel festgestellt hat. Doch genau deswegen erhalten Investoren hier auch höhere Zinsen. Werden beide Papiere bis zur Fälligkeit gehalten, ist bei einer klassischen Anleihe die Gesamtrendite von Beginn an festgelegt.

Bei Aktienanleihen hängt der Rückzahlungsbetrag jedoch vom Aktienkurs ab. Wir erinnern uns: Der Emittent hat bei Aktienanleihen die Wahl, ober den Nennbetrag bar auszahlt oder durch die Ausgabe von Aktien begleicht. Da die Anzahl der Aktien jedoch bereits bei Ausgabe der Aktienanleihe festgelegt wurde, wird der Emittent zur Fälligkeit genau dann mit Aktien bezahlen, wenn ihr Wert geringer ist als der Nennbetrag der Aktienanleihe. Steigt die Aktie jedoch, wird er den festgelegten Nennbetrag auszahlen.

Während der Käufer einer Anleihe also mit Zins und Rückzahlungsbetrag rechnen kann, erhält der Käufer einer Aktienanleihe nur im besten Fall — bei steigendem Aktienkurs — den vollständigen Nennbetrag zurück. Im schlimmsten Fall sinkt der Aktienwert so stark, dass die hohen Zinsen den Kursverlust nicht ausgleichen können. Dann erleidet der Investor einen Verlust. Mit klassischen Anleihen tritt dieses Szenario nur bei der Insolvenz des Emittenten auf.

Ein vollkommen gegensätzliches Modell zu Aktienanleihen sind übrigens Wandelanleihen. Hier liegt die Entscheidung, ob in Aktien getauscht werden soll oder nicht beim Käufer der Anleihe. Er erhält also in jedem Fall sein investiertes Kapital zurück, hat aber zusätzlich sogar die Möglichkeit, an steigenden Aktienkursen zu partizipieren.

Der Entscheidende Faktor: Das Risiko für den Investor

Mit der Betrachtung von Anleihen und Aktienanleihen wird nun klar, wo die wesentlichen Unterschiede liegen.

Anleihen garantieren zum Ende der Laufzeit die vollständige Rückzahlung des geliehenen Kapitals. Diese Auszahlung ist unabhängig von jeglichen externen Faktoren und muss geleistet werden, wenn das Unternehmen nicht als zahlungsunfähig gelten will. Aktienanleihen hingegen garantieren die Ausgabe einer bestimmten Menge an Aktien. Nur wenn sich die Aktienkurse positiv entwickeln, wird das geliehene Kapital zu 100% zurück gezahlt.

Anleihen werden dem Fremdkapital zugeordnet. Eine Erfolgsbeteiligung des Fremdkapitalgebers an jeglicher Entwicklung des Unternehmens ist ausgeschlossen. Aktienanleihen sind jedoch dem Eigenkapital zuzuordnen. Der Investor wird direkt an der negativen Kursentwicklung beteiligt — nicht aber an einer positiven Entwicklung. Dafür erhält er im Gegenzug eine höhere Verzinsung seiner Einlage.

Aktienanleihen sind keine Anleihen!

In jedem Fall solltest du Aktienanleihen nicht kaufen, wenn du auf die vollständige Rückzahlung deines Investments angewiesen bist. Hier gestattet sich neben Bankeinlagen wie Tagesgeld oder Festgeld ausschließlich die klassische Anleihe.

Wann solltest du Aktienanleihen kaufen?

Wenn Aktienanleihen den Investor nur im negativen Fall beteiligen, warum solltest du dann überhaupt in Aktienanleihen investieren? Dafür gibt es verschiedene Argumente:

Zunächst ist die Zinszahlung über die Laufzeit der Aktienanleihe garantiert und liegt meist höher als die Dividendenausschüttung des Unternehmens. Anstatt die Aktien wegen der Dividende direkt zu kaufen, kann es also sinnvoll sein, stattdessen die Aktienanleihe zu erwerben und von einer höheren Ausschüttung zu profitieren.

Über die Laufzeit ist der Kurs der Aktie und die Unternehmensentwicklung zunächst irrelevant. Während ein Unternehmen seine Dividende kürzen oder streichen kann, werden die Zinsen dennoch weiter bezahlt.

Wenn du die Aktie sowieso kaufen möchtest, kann der indirekte Weg über die Aktienanleihe günstiger sein. Durch die höhere Verzinsung erreichst du zudem einen niedrigeren Kaufkurs für die Aktien als wenn du sie direkt gekauft hättest. Sollte sich der Aktienkurs über die Laufzeit kaum bewegen oder nur leicht fallen, hast du über die Aktienanleihe einen günstigeren Einstieg gefunden.

Aktienanleihen selbst konstruieren

Mit diesen Informationen kann man das folgende Auszahlungsprofil abhängig vom Aktienkurs erstellen. Es zeigt bei steigendenen Kursen den definierten Maximalertrag von Nennwert + gezahlte Zinsen über die Laufzeit. Bei fallenden Kursen verhält sich die Aktienanleihe wie eine Aktie. Damit entspricht die Aktienanleihe vom Profil her dem Risiko einer verkauften Put-Optionen (Short-Put, in der Grafik die durchgezogene Linie).

Auszahlungprofil Put-Option
Auszahlungprofil Put-Option

Um Aktienanleihen selbst zu kontruieren, kann man also auch einfach auf Put-Optionen zurückgreifen (Unterschied zwischen Optionen und Optionsscheinen). Der Verkauf von Put-Optionen stellt das gleiche Risiko-Profil dar wie der Kauf einer Aktienanleihe. Es wird bei Fälligkeit eine Aktie je Put-Option geliefert, sofern der Aktienkurs unter dem vereinbarten Kurs liegt (Strike). Zusätzlich nimmt der Optionsverkäufer die Prämie (den Zins) ein. Der Gewinn ist auf die eingenommene Prämie beschränkt. Von steigenden Kursen profitiert der Verkäufer einer Put-Option nicht. Der maximale Verlust hängt jedoch von der Kursentwicklung der Aktie und der Höhe der eingenommenen Prämie ab.

Der Vorteil von Put-Optionen gegenüber Aktienanleihen liegt in ihrer Flexibilität. Put-Optionen werden für fast alle Aktien weltweit gehandelt. Zudem bieten sie Laufzeiten zwischen wenigen Wochen und mehreren Jahren. Der Ausübungskurs kann frei gewählt werden. Die gesamte Prämie wird sofort bei Verkauf der Option eingenommen.

Wenn du mehr über Optionen lernen möchtest, empfehle ich dir zum Einstieg auch das Buch Optionsstrategien für die Praxis. Dort geht es ausschließlich um den Verkauf von Optionen. Der sogenannte Naked Put bildet die Grundlage meiner Optionsstrategie und gewährleistet relativ hohe Renditen bei einem zusätzlichen Risikopuffer. Günstig handeln kannst du Optionen zum Beispiel bei CapTrader*.

6 KOMMENTARE

  1. Hallo Rico,
    schöne Gegenüberstellung.

    Finde Deine Aussage „Aktienanleihen sind jedoch dem Eigenkapital zuzuordnen.“ jedoch nicht so glücklich. Eine Aktienanleihe ist und bleibt eines der berühmten Derivaten Finanzinstrumente. Partner des Anlegers ist die herausgebende Bank. Der Anleger „partizipiert“ Einzig und allein am Kurserfolg des Unternehmens, wenn der Börsenkurs die Verkaufsprospekt festgelegte Grenze nicht unterschreitet und er den Anlagebetrag nebst der (im Vergleich zur reinen Unternehmensanleihe höheren) Verzinsung.

    Persönlich nutze ich Aktienanleihen zur Steuerlichen Gestaltung am Jahresende. Dank des hohen Kupons (z.T. 20 Prozent und mehr) und der damit verbundenen hohen Stückzinsbelastung kann man mit „kleinem“ Geld entsprechend große Erträge in die Zukunft verlagern.

    Gruß
    Anton

    • Hallo Anton, da hast du einen wichtigen Punkt genannt! Natürlich, das stimmt, eigentlich sind es zunächst nur Zertifikate, aber sie haben die Aktien zumindest als „Sicherheit“ dahinter stehen. Persönlich würde ich aber die Variante über Put-Optionen immer vorziehen. Wie man mit den Kupons die Steuern optimiert, weiß ich allerdings nicht. Gibt es da Informationen dazu?

      • Hallo Rico,

        das ganze nennt sich „Stückzinstrick“ … hierunter versteht man die Verlagerung von steuerpflichtigen Einkünften aus einer Veranlagungsperiode in die folgende Veranlagungsperiode. Dies kann immer dann notwendig werden, wenn die Kapitaleinkünfte im laufenden Jahr unterhalb einer bestimmten Grenze bleiben sollen (z.B. Freigrenzen für beitragsfreie KV in der Familienversicherung).

        Auch bei Aktienanleihen darf der geneigte Anleger (Käufer) dem Verkäufer die bisher aufgelaufenen Zinsen in Form von sog. Stückzinsen zahlen. Für das Finanzamt sind die gezahlten Stückzinsen negative Einnahmen, die die im Kalenderjahr angefallenen Kapitaleinkünfte reduzieren.

        Habe hierzu natürlich einen Blogbeitrag geschrieben 😉 … hier kann der geneigte Leser noch mal alles in Ruhe nebst Beispiel nachlesen: http://finanzielle-freiheit-passives-einkommen.eu/der-stueckzinstrick/

        Gruß
        Anton

    • Das ist wirklich eine starke Nummer! Das Grundprinzip hat schon seinen Nutzen, aber ich befürchte, dass den die meisten Anleger gar nicht begreifen. Aktienanleihen sind eben keine Anleihen. *kopfschüttel*

      • Ich habe noch eine Information, die Sie vom Hocker reißen wird. Bei Aktienanleihen haben die Kupons Größenordnungen von 6 bis 18 %. Irgendeinen Anreiz muss ja die Wette haben. Was aber für einen Kupon hat man dem Kameraden andrehen wollen? 3 %. Leider weiß ich das Unternehmen nicht, man stelle sich vor, es ist BASF. Die würden zum heutigen Preis 5 % ausschütten. 3 % auf einen Aktienanleihenkupon und man hat weniger als es Dividende gibt?

        Ich halte das für einen riesengroßen Nepp.

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