Dividenden sind der einfachste Weg zum wirklich passiven Einkommen. Sie haben viele Vorteile und bilden die Grundlage viele Strategien zum Vermögensaufbau. Die sieben größten Vorteile habe ich bereits in einem früheren Artikel aufgeführt. Doch wie überall — wo Licht ist, gibt es auch Schatten. Der Mythos Dividenden wird gern diskutiert, aber bist du dir bewusst, dass Dividenden auch gravierende Nachteile haben?

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1. Dividenden sind nicht garantiert

Obwohl Dividenden in vielen Medien als die „neuen Zinsen“ begrüßt werden, haben sie einen entscheidenden Nachteil: Während Zinsen vertraglich vereinbart werden, sind Dividenden eine freiwillige Leistung des Unternehmens.

Unternehmen können Dividenden jederzeit streichen.

Dividenden sind eine Gewinnbeteiligung für die Aktionäre, die natürlich nur dann ausgezahlt werden soll, wenn auch tatsächlich ein Gewinn vorliegt. Geht es dem Unternehmen nicht gut, kann die Ausschüttung gestrichen werden. Die Aktionäre gehen dann leer aus.

Zum Beispiel haben in der Krise 2008 haben viele starke Unternehmen wie General Electric oder BMW ihre Dividende deutlich reduziert. Andere Unternehmen wie BP haben ihre Dividende durch teure Katastrophen zeitweise komplett ausgesetzt.

2. Dividenden haben starken Einfluss auf die Aktienkurse

Besonders Aktienkurse von Unternehmen, die seit vielen Jahren eine Dividende ausschütten, werden von diesen wesentlich stabilisiert. Fallen aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten die Ausschüttungen weg, wird der Aktienkurs doppelt belastet. Anleger verkaufen wegen der schlechten Nachrichten und wegen der gesunkenen Dividende.

Zu berücksichtigen ist auch folgendes: Dividenden stellen keinen zusätzlichen Ertrag dar, der auf den Kursgewinn anzurechnen ist. Stattdessen reduziert die ausgeschüttete Dividende den Aktienkurs. Eine Aktie im Wert von 10 Euro, ist nach der Dividendenausschüttung von 1 EUR nur noch 9 EUR wert! Der Dividenden-Investor hat mit der Ausschüttung also keinen zusätzlichen Ertrag vereinnahmt. Stattdessen muss er die Ausschüttung sogar versteuern und erleidet einen doppelten Nachteil (siehe Punkt 4).

3. Keine Kontrolle über Dividenden

Anleger haben über die Form und Art der Dividende nur wenig Einfluss. Sie wird in der Hauptversammlung beschlossen, wo meist Großaktionäre ihre Interessen durchsetzen. Die Wahl über Sonderdividenden oder Dividenden in Form von Aktien sowie die absolute Höhe der Dividende sind damit praktisch nicht beeinflussbar.

Auch der Zeitpunkt, wann Dividenden ausgeschüttet werden oder wie häufig, wird vom Unternehmen entschieden und liegt nicht in der Hand von Kleinaktionären.

Dies ist besonders dann von Interesse, wenn steuerliche Aspekte oder Liquiditätsanforderungen hinzu kommen. Wer seine Rechnungen heute bezahlen muss, dem nützt die Dividende in 6 Monaten recht wenig.

4. Dividenden sind steuerlich stark benachteiligt

Auf Dividenden fällt in Deutschland generell die Abgeltungssteuer an. Hinzu kommt der Solidaritätszuschlag. Lediglich der Freibetrag auf Kapitalerträge reduziert die Steuerlast für kleien Aktionäre etwas. Teilweise können Aktionäre auch über die sogenannte „Günstigerprüfung“ ihre Kapitaleinkünfte nach dem persönlichen Einkommenssteuersatz versteuern, sofern dieser unter 25 Prozent liegt.

Neben den nationalen Steuern fallen bei vielen ausländischen Dividenden wie in den USA, Kanada, Niederlande, Frankreich, der Schweiz oder Italien sogenannte Quellensteuern an. Diese Steuern werden direkt vom jeweiligen Land, in dem das Unternehmen seinen Sitz hat, einbehalten. Sie unterscheiden sich in ihrer Höhe vielfältig und können bis zu 30 Prozent der Dividende betragen.

Teilweise werden die Quellensteuern zwar mit der Abgeltungssteuer verrechnet, ist sie aber höher oder wird nicht vollständig akzeptiert, geht zusätzliches Geld verloren.

Hinzu kommt, dass Dividenden-Einnahmen nicht mit Kursverlusten aus Aktien verrechnet werden können. Würde man bei einer Aktie, die 10 Euro kostet, 1 EUR Dividende erhalten, fällt auf den 1 EUR Dividende die Abgeltungssteuer an. Der Aktienkurs fällt aber anschließend auf 9 EUR. In Summe ist also eigentlich gar kein Ertrag entstanden. Denoch fehlen nun 0,25 EUR, die in Form von Steuern abgezogen wurden.

Fällt der Aktienkurs sogar zusätzlich, bleibt insgesamt sogar ein Verlust, die Dividendenerträge müssen aber trotzdem vollständig versteuert werden.

5. Dividenden reduzieren die Gewinnchancen

Wer seinen Fokus einzig auf Dividenden legt und Aktien links liegen lässt, die keine Dividenden zahlen, reduziert seine Auswahl an Anlagemöglichkeiten extrem.

Besonders bei scharfen Kriterien wie der Stabilität der Ausschüttung (z. B. niemals eine Dividendenkürzung), dem historischen Wachstum der Dividende (regelmäßig steigende Dividenden) oder Dauer der Ausschüttung (teilweise über 100 Jahre) schränkt sich das Anlageuniversum deutlich ein.

Wer diese Kriterien als Filter verwendet, verpasst Chancen wie zum Beispiel Microsoft, Apple oder Google. Auch andere starke Unternehmen wie die Gesellschaft von Warren Buffet — Berkshire Hathaway — oder Gilead Sciences zahlten in der Phase größten Wachstums keine Dividenden. Anleger verzichteten in solchen Fällen für eine Ausschüttung von 2-3 Prozent auf Kursgewinne von 20 bis 30 Prozent pro Jahr.

Fazit

Dividenden sind besonders durch ihre Einfachheit beliebt. Jeder kann sie verstehen und einfach nachvollziehen. Sie haben viele Vorteile, die ich ihnen auch nicht absprechen möchte.

Wer Dividenden dafür verwendet, wozu sie generell gedacht sind — zur Finanzierung des täglichen Lebens — kann sich damit einen stabilen, passiven Einkommensstrom aufbauen.

Warnen möchte ich an dieser Stelle aber vor den Nachteilen. Die vielen „Superkräfte“ die Dividenden zugesprochen werden, wiegen die in diesem Artikel geschilderten negativen Aspekte nicht auf.

Dividenden sorgen für keine bessere Performance des Unternehmens und sie Disziplinieren auch keine Unternehmen. Warum sollten Anleger so große Nachteile in Kauf nehmen, nur damit das Management seine Arbeit ordentlich macht?

Ich verstehe, dass Dividenden als regelmäßige „Leckerli“ für langfristige Strategien einen nützlichen psychologischen Aspekt darstellen. Auch ich erfreue mich immer daran, wenn wieder ein paar Euro auf meinem Konto gutgeschrieben werden.

Dennoch dürfen wir uns von diesem kurzfristigen positiven Erlebnis nicht die Sicht auf die objektiven Nachteile verstellen lassen. Wer diese bewusst in Kauf nimmt, kann auch mit Dividenden viel Erfolg haben. Du solltest dir aber im Klaren sein, dass du dir jede Dividende aus deiner eigenen Tasche bezahlst.

11 KOMMENTARE

  1. Alles richtig, man sollte definitv nicht zu blauäugig Dividendenaktien kaufen und hoffen, damit eine Art Tagesgeld Plus zu haben. Der eine Punkt den ich anders sehe: Eine regelmäßige Dividendenzahlung kann sehr wohl eine disziplinierende Wirkung auf Unternehmen haben: Wenn die Investoren jedes Jahr hartes Cash ausgeschüttet bekommen wollen, und zwar jedes Jahr mehr, ist viel weniger Spielraum für abenteuerliche Übernahmen und Fusionen, und viel mehr Notwendigkeit, ein belastbares Geschäftsmodell zu haben, dass dauerhaft Geld abwirft

    • Genau das meine ich aber auch damit, wenn das Management nicht verantwortlich handelt. Das sollte es nämlich immer tun — unabhängig davon ob Geld ausgeschüttet wird oder nicht. Gleichzeitig steht mehr Geld für Projekte zur Verfügung, die sich erst in 2-3 Jahren rentieren werden, weil entsprechend Vorlauf erforderlich ist.

  2. Schön, dass Du hier auch mal die Kehrseite der Medaille dargestellt hast!
    Ich selber habe mein Vermögen vollständig ohne auch nur einen Blick auf die Dividenden aufgebaut.
    Das ist allerdings jetzt anders! Jetzt versuche ich, aus meinem Depot einen passiven Einkommensstrom zu erzielen. Und dazu eignen sich Dividenden und Zinsen sehr gut. Auch der Aufbau eines Vermögens ist sicher mit Dividenden möglich – aber es dauert…

    Ein Satz hat mich etwas stutzig gemacht: Der Punkt 4 „Dividenden sind steuerlich stark benachteiligt“
    Benachteiligt gegenüber was? Anderen Kapitaleinkünften (Zinsen, Kursgewinne)? Wohl nicht.
    Gegen andere Einkünfte? Die meisten dürften einen höheren Steuersatz als 25% haben, oder?

    Als „alter“ Kapitalanleger, der sich noch sehr gut an Zeiten erinnern kann, in denen Kapitaleinkünfte mit dem vollen pers. Steuersatz versteuert werden mussten, empfinde ich den aktuellen Satz von 25% eher als Begünstigung.

    Gruß, Der Privatier

    • Hallo Peter, für die Erzeugung eines passiven Einkommens sind sie in der Tat gut. Die Benachteiligung bezieht sich eher auf den Vermögensaufbau. Denn bei Dividenden zahlst du immer die Abgeltungssteuer, auch wenn du anschließend das Geld wieder reinvestierst. Deswegen macht es auch keinen Sinn hohe Dividenden zu generieren um sie dann eh wieder zu reinvestieren. Denn bei jeder Ausschüttung schneidet dir der Staat ein Viertel deines Zuwachses ab. Das muss man erstmal wieder verdienen, bevor man wirklich „mehr“ hat.

  3. Schöner Beitrag!

    „Dividenden sind besonders durch ihre Einfachheit beliebt. Jeder kann sie verstehen und einfach nachvollziehen.“

    Bist Du Dir da sicher? Vielleicht ist es nur mein Eindruck, aber ich habe das Gefühl, dass vielen Anlegern, das Prinzip „Linke Tasche, rechte Tasche“ nicht wirklich klar ist. Dividenden kommen nicht on top, sondern werden nur von der linken Tasche (Aktienkurs) in die rechte Tasche (Dividendenausschüttung) verschoben. Das ähnelt dann auf dem Verrechnungskonto einer Zinsauszahlung, ist aber nicht wirklich vergleichbar.

  4. Danke für den 2-Teiler (Vor- und Nachteile) Rico. Alle wichtigen Punkte sind enthalten und wurden einsteigerfreundlich erklärt. Großes Lob. 🙂

  5. Das Unternehmen verliert bei der Ausschüttung der Dividende aber nur durch den Abfluss von liquiden Mitteln an Wert. Alle anderen Werte bleiben ja erhalten. Die Grundlagen der Wertschöpfung, also die Produktionsmittel, das Geschäftsmodell etc. stehen weiter hinter dem Aktienanteil den man hält. Wie partizipiert man als Anleger also dauerhaft am Unternehmenserfolg, wenn keine Dividende ausgeschüttet wird, ohne beim Verkauf der Aktie auch auf die eigentlichen Werte des Unternehmens (die Grundlagen für die Wertschöpfung) zu verzichten. Also ganz praktisch, wie wandelt man Buchwert in Bargeld (oder besser Sachwert in Bargeld um), ohne auf die Grundlagen für dessen Erzeugung zu verzichten ? Erhält man Bargeld für den Verkauf, vermehrt sich dieses ja nicht von selbst. Also muss man wieder eine neue Anlage finden. Warum nicht dauerhaft in Form von Dividenden am Unternehmenserfolg teilhaben, wodurch dieses Problem einfach gelöst wird ? Somit scheint mir langfristig die Dividende kein reines „linke Tasche“ – „rechte Tasche“ Spiel zu sein, auch wenn eine kurzfristige Betrachtung das so erscheinen lässt. Zu dem sei angemerkt, das Dividenden von erforgreichen Unternehmen (idealerweise) mit der Zeit erhöht werden, somit steigt der Cashflow bezogen auf das eingesetzte Kapital mit der Zeit an. Diesen Effekt kann man schlecht nutzen, wenn man erst später in Dividendenzahler umschichtet.

    • Danke für die spannende Einwürfe.

      Ich stimme dir zu, wenn man die Ausschüttung benötigt um sie zu verkonsumieren, ist die Dividende sehr nützlich. Ich warne nur davor, die Dividende als Maßstab für ein gutes Investment heranzuziehen — vor allem dann, wenn man sie sowieso nur wieder neu investiert. Dann hast du nämlich genau den Effekt, dass du einen Teil deiner Assets verkaufst, für den Ertrag Steuern zahlst und nur den kläglichen Rest neu anlegen kannst. Da ist es doch besser, den gesamten Betrag investiert zu lassen!

      Was den erhöhten Cash Flow angeht: Der ist während der Anlage überbewertet. Wenn die Dividende regelmäßig steigt, steigt im gleichen Maße auch der Aktienkurs mit an. Wenn ich aber Aktien finde, die eine bessere Performance erzielen, habe ich nach 10 Jahren ein höheres Endkapital und kann das dann in Dividendenzahler umschichten. Das ist den meisten aber tatsächlich nicht klar und kann man sich nur vor Augen führen, wenn man das einmal selbst ausrechnet.

      VG, Rico

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