Stillhaltergeschäfte sind in Deutschland immer noch ein Buch mit sieben Siegeln. Privatanleger kaufen Optionsscheine und unterwerfen sich damit einem unkalkulierbarem Risiko. Erfolgreiche Investoren nutzen derartige Instrumente praktisch gar nicht. Neben direkten Investitionen in Aktien greifen sie vor allem auf Termingeschäfte über Optionen und Futures zurück. Hier verdienen Profis als Stillhalter systematisch Geld und erzielen Renditen, von denen normale Privatanleger nicht einmal träumen. Über diese geheime Welt der Stillhalter möchte ich dir mehr erzählen. Am Ende wirst du auch verstehen, warum Optionsgeschäfte nichts mit der üblichen Zockerei zu tun haben, die in den Medien immer propagiert wird. Und du wirst lernen, wie du selbst davon profitieren kannst.
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Im August habe ich herbe Verluste in meinem Depot erlitten. Diese sind insbesondere auf meine Spekulationen mit Optionen (nicht Optionsscheinen) bei großem Hebel zurückzuführen. Ich habe mich als Stillhalter positioniert und potentielle Risiken nicht richtig abgesichert.
Doch obwohl ich damals mein halbes Vermögen in 5 Tagen verloren habe, gebe ich das Geschäft als Stillhalter nicht auf. Viele Leser verstanden meinen Depot-Crash als Warnung und empfahlen mir, mich von den Zockereien zu verabschieden und mich „sicheren“ Strategien zuzuwenden.
Dennoch: Obwohl die Verluste schmerzhaft sind, werde ich Optionen und der Stillhalterei treu bleiben. Das hat aber nichts mit Naivität, Spielerattitüden oder Spekulationslust zu tun. In dieser Artikelserie möchte ich auf die Gründe für meine Entscheidung eingehen und die echten Chancen und Risiken von Stillhaltern beleuchten.
- Heute erscheint der erste Teil der Serie, in dem ich Grundlagen vorstellen werde. Gleichzeitig werfen wir einen Blick auf die sogenannte Gewinnauszahlung von klassischen „Kaufstrategien“, wie sie gemeinhin in Deutschland zu finden sind.
- Im zweiten Teil werde ich die Gegenseite vorstellen und auf die Unterschiede zwischen einem Käufer und einem Verkäufer (Stillhalter) eingehen. Hier sollen auch grundlegende Strategien diskutiert werden und unter welchen Bedingungen sie anwendbar sind. (Zum zweiten Teil)
- Im dritten Teil werde ich schließlich einige Praxis-Beispiele diskutieren und bestimmte Ziele wie ein regelmäßiges Einkommen mit Optionsstrategien umsetzen. Auch die Steuerung von Risiken werden wir hier genauer betrachten. (Zum dritten Teil)
Was ist ein Stillhalter?
Zunächst müssen wir aber klären, was ein Stillhalter ist. Im deutschen Raum ist diese Art von Anleger praktisch nicht in der Öffentlichkeit vertreten und deshalb entsprechend unbekannt. Dabei ist das Geschäft eines Stillhalters relativ einfach: Er nimmt die Gegenseite des Spekulanten ein.
Ein Stillhalter ist der Versicherer gegen die Risiken an den Finanzmärkten.
Vergleicht man den Aktienmarkt mit einem Casino, dann sind Aktienanleger die Spieler und der Stillhalter ist die Bank.
Wer bisher mit Optionsscheinen gehandelt hat, hat diese meist von einem Emmitenten erworben — der Bank. Im Falle eines Put-Optionsscheines gewährt die Bank dem Käufer des Put-Optionsscheines das recht, während der Laufzeit einen bestimmten Basiswert wie den DAX zu einem festgelegten Kurs zu verkaufen. Der Käufer des Optionsscheines gewinnt dann, wenn der Basiswert deutlich unter diesen Kurs (Strike) fällt. In allen anderen fällen wird der Optionsschein wertlos verfallen und die Bank streicht den Gewinn ein. (Zum Beispiel: Eine einfache Strategie mit Call-Optionsscheinen.)
Das Chance-Risiko-Profil eines Aktienanlegers
Um die Position des Stillhalters zu verstehen, schauen wir uns zunächst an, wie sich das Chance-Risiko-Profil eines klassischen Aktienanlegers darstellt. Nehmen wir dazu an, wir Erwerben einen Index-Fonds auf den EuroStoxx 50, der den europäischen Aktienindex exakt abbildet.
Als klassischer Anleger erwerben wir den ETF zum Kurs von 3.200 Punkten. Doch wie sieht unser Gewinn bzw. Verlust aus, wenn wir den Basiswert irgendwann wieder verkaufen? Zur Vereinfachung gibt es keine Ausschüttungen oder Dividenden.
Tatsächlich gibt es drei Möglichkeiten:
- Der Indexkurs verändert sich nicht — wir haben aber auch nichts verdient.
- Der Index fällt — unser Verlust steigt mit jedem fallenden Punkt an.
- Der Index steigt — unser Gewinn wächst mit jedem steigenden Punkt.
Das Chance-Risiko-Profil ist also relativ einfach: Je weiter der Index steigt, desto mehr Gewinn können wir erzielen. Gleichzeitig steigen unsere Verluste mit fallenden Kursen parallel an.
Genauso verhält es sich bei jedem direkten Investment in Aktien, ETFs, Fonds oder andere Produkte. Wir nehmen einen bestimmten Betrag in die Hand und tauschen ihn zum Tageskurs gegen das entsprechende Wertpapier.
Das Chance-Risiko-Profil beim Kauf von Put-Optionsscheinen
Put-Optionsscheine und Put-Optionen verhalten sich beim Kauf sehr ähnlich. Deswegen spreche ich nur noch von Optionen. Auch hier haben wir noch kein Stillhaltergeschäft, sondern befinden uns in der klassischen Käufer-Situation.
Die Put-Options gibt uns das Recht, den ETF während der Gültigkeit jederzeit zum definierten Kurs verkaufen zu können. Zum Beispiel erwerben wir eine Put-Option zum Kurs von 3.200 Punkten. Dafür müssen wir eine Versicherungsprämie an den Verkäufer zahlen, die unwiederbringlich verloren ist — egal was in Zukunft passiert und wie sich die Kurse entwickeln.
Durch die Zahlung der Prämie — die wir auch Versicherungsgebühr nennen können – starten wir automatisch mit einem Verlust. Wenn sich der Index also nicht bewegt, verlieren wir die Prämie und realiseren damit einen Verlust. Steigt der Index — etwa um 200 Punkte auf 3.400, passiert das gleiche. Wir verlieren unsere gezahlte Prämie.
Nur, wenn der Index fällt, greift die Versicherung und wir erhalten einen Ausgleich für die Kursverluste in Form eines Optionsgewinns. Sinkt der Kurs zum Beispiel auf 3.000 Punkte erhalten wir einen Ausgleich von 3.200 – 3.000 = 200 Punkten. Davon müssen wir noch die Optionsprämie abziehen — im Beispiel 100 Punkte und erhalten den Gewinn von 100 bzw. 100 * 10 = 1.000 für 10 Optionen.
Das Spielcasino
Der Kauf einer Option (wie der Put-Option im Beispiel oben) entspricht dem typischen Prinzip eines Spielcasinos. Wenn wir Roulette spielen und auf Rot setzen, gewinnen wir bei rot und verdoppeln unseren Einsatz. Wenn schwarz oder die Null fällt, haben wir unseren gesamten Einsatz verloren.
Das Problem sind hier die Wahrscheinlichkeiten — es gibt immer genau ein Feld mehr, bei dem wir verlieren können. Statistisch sind wir damit im Nachteil. Wenn wir 100 mal spielen, werden wir mit hoher Wahrscheinlichkeit 49 Spiele gewinnen und 51 Spiele verlieren. Folglich wird das Casino vielleicht 49 Mal einen Gewinn auszahlen, aber in 51 fällen wird es den Einsatz behalten können.
Da der maximale Gewinn für den Spieler der doppelte Einsatz ist, ist der maximale Verlust für das Casino ebenfalls definiert. Wenn in 100 Spielen 100 Euro gesetzt werden, wird das Casino 100 * 100 = 10.000 Euro Spieleinsatz einnehmen. Gleichzeitig wird es 49 * 200 = 9.800 Euro als Gewinn an die Spieler auszahlen. Das Casino wird also mit hoher Wahrscheinlichkeit an 100 Spielen 10.000 – 9.800 = 200 Euro verdienen!
Beim Kauf von Optionen oder Optionsscheinen ist die Wahrscheinlichkeit zu Gewinnen schwerer zu ermitteln, weil sich die Prämien abhängig von Laufzeit und Marktentwicklung ändern. Bei Optionsscheinen schlägt der Emittent sogar zusätzlich einen Aufschlag auf die Prämie auf und reduziert damit die Gewinnchancen zusätzlich. Das ist auch der Grund, warum Optionsscheine allgemein eher als Zocker-Papiere angesehen werden und unter „ernsthaften“ Investoren gemieden werden — zu Recht!
Statistisch stehen die Chancen zu gewinnen also für die Bank immer einen Hauch besser. Das ist nicht nur im Casino der Fall sondern auch im Falle von Optionsscheinen bzw. Optionen.
Was wäre nun, wenn du die Chance bekämst, dein eigenes Casino zu eröffnen und von den besseren Gewinnchancen zu profitieren?
Hallo Rico,
ich muss gestehen, dass ich deinen Artikel nicht vollständig gelesen habe, da mir die Theorie rund um Optionen durch meine Aus- und Weiterbildung nicht fremd ist. Dennoch hoffe ich, dass du vielen Lesern zeigen kannst, dass Optionen auch konservativ eingesetzt werden können.
Mein Dozent verglich das Schreiben eines Puts gerne mit einer limitierten Kauforder, für die es obendrauf auch noch einen kleinen Obolus gibt.
Selbst bin ich gerade dabei Praxiserfahrung mit der technischen Seite zu machen und erkunde derzeit TWS. Vielleicht bringst du dazu irgendwann auch mal ein Tutorial oder eine Serie, wenn du mit dieser Serie ein paar Leute von Optionen überzeugt hast.
Viele Grüße
Marco
Das stimmt Marco, Optionen sind auf den ersten Blick extrem fremd, aber wenn man das Prinzip einmal verinnerlicht hat, bieten sich so viele Möglichkeiten. Lass dich von der TWS nicht abschrecken, ich nutze dort eigentlich nur den OptionTrader, damit kann man schon alles machen.
[…] Im ersten Teil der Serie, in werden die Grundlagen vorgestellt. Gleichzeitig werfen wir einen Blick auf die sogenannte Gewinnauszahlung von klassischen „Kaufstrategien“, wie sie gemeinhin in Deutschland zu finden sind. (Zum Teil 1 der Artikelserie) […]
[…] dass ich mit der Dokumentation das Interesse für Stillhaltergeschäfte und Optionen wecken konnte. Ich habe dazu kürzlich eine kleine Artikelserie gestartet, die ich allen Interessierten ans Herz legen […]
[…] Es gibt viele Methoden, die Wahrscheinlichkeit für sich zu nutzen. Privatanleger kennen nur „streuen“ und „Langfristigkeit“. Die oben genannten Gruppen nutzen andere Methoden ihre Wahrscheinlichkeit für einen Erfolg zu steigern. Während es für die meisten recht schwer wird, ein Unternehmen zum Börsengang zu führen oder genügend Kapital zu investieren, um in die Position von Insidern zu gelangen, steht der Weg als Stillhalter den meisten offen. […]
Die Bank wettet nicht gegen ihre Optionsscheinkunden. Sie hält zwar die Gegenposition aber hedget sich gleichzeitig am Optionsmarkt und mit dem Basiswert selbst. Damit können ihr selbst die Kursschwankungen egal sein und sie verdient lediglich ihre Gebühren aus dem Produkt. Wäre ja sonst auch nicht lukrativ wenn die Bank immer neue Verlierer-Kunden braucht.
Die Banken lieben Kunden, die gute Gewinne machen, denn die werden auch weiterhin Produkte bei ihr kaufen!
Gebühren sind sicher das Wichtigste. Ansonsten ist es tatsächlich so: die Bank hedged ihre Positionen. Nur nicht für jeden Kunden einzeln.
Habe bisher – aus Sicherheitsgründen und Unwissenheit – nur Optionen ( DAX Laufzeit 1 – 2 Monate) gekauft allerdings mit mäßigen Erfolg.
Dein Blog hat mich nun angeregt auch mal Stillhalter Geschäfte anzugehen, geht wohl auch mit dem DAX?
Daher meine Frage: Wo finde ich Infos wie ein short Call/ Put in der TWS zu handeln ist.
Also vom Verkauf bis zum Verfallstag!!.
Hi Cliff, wenn du schon Puts in der TWS gekauft hast, dann ändert sich für dich nichts. Du verkaufst sie einfach bloß gleich zu Beginn (ohne sie vorher zu kaufen). Allerdings würde ich das für den Einstieg nicht mit DAX-Optionen versuchen. Da steht immerhin ein Kapital von mindestens 50.000 Euro dahinter.
Danke für die Antwort. was meinst Du mit 50000.- Kapital?
Hi Cliff, eine DAX Option gilt für einen DAX-Future. Das heißt, wenn du eine Option mit Strike 10.000 Punkten verkaufst und der Index unter 10.000 schließt, bekommst du einen Future eingebucht. Sein Wert berechnet sich mit dem Multiplikator 5, sodass du bei einem Stand von 10.000 * 5 einen Gegenwert von 50.000 Euro im Depot eingebucht bekommst. Wenn der Future dann um 1% fällt auf 9.900, dann heißt das, dass du 500 Euro Verlust gemacht hast. Also sollte dein Depot entsprechend groß sein, damit du das auch aushalten kannst.
Hallo Rico,
ich muss nochmal nachfragen, habe den Verkauf von Dax Optionen noch nicht im Kasten.
Habe soeben im TWS eine Verkaufsorder (ohne Ausführung) eingegeben.
Verkauf Put 10000 Laufzeit Nov.18. Kurs 60€ ( 300.50) Als Margin verlangt das System 57€
Dax Stand Heute 10590.
Habe mir auch nochmals dein Video zum Verkauf von Optionen angesehen ( Super!!) Liege ich nun richtig das ich auf mein TWS Konto den Betrag (Prämie) gutgeschrieben bekomme?
Wie sieht das nun am 18.Nov aus. Greift hier dein Beispiel ? Über oder unter 10000
Vielen Dank und Grüße
Hey Cliff,
Bitte hör auf irgendwas zu verkaufen sondern informier dich vorher ordentlich. Ich verstehe, dass du nicht weißt, was du tust. Sowas ist höchst gefährlich! Kauf dir ein Buch zum Thema und lies dich erstmal ein! Ich empfehle dir auch gern Jens Rabe (Optionsstrategien für die Praxis).
Wenn du diesen Put verkauft hast, sollte die Margin deutlich größer sein. Oder hast du in gekauft? Die Eingenommene Prämie sind dann 57 * 5 = 250 Euro. Die hast du dann direkt auf deinem Konto. Wenn der Index unter 10.000 fällt, musst du zum Verfall die Differenz bezahlen. Das also für jeden Punkt unter 10.000 dann 5 Euro.
Das sollte dir aber eigentlich schon klar sein, bevor du eine Option verkaufst. Also bitte informier dich, bevor du dir noch selbst schadest! Wenn du lieber persönliche Hilfe benötigst, melde dich, dann kann ich dir womöglich helfen oder passende Leute empfehlen. Aber bitte handel nicht weiter ahnungslos.
VG, Rico
Hallo Rico,
vielen Dank für die Hinweise.
Werde ich tun!!
Gruß Cliff
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