vier Fehler bei der Altersvorsorge mit Aktien
vier Fehler bei der Altersvorsorge mit Aktien

Nach der Arbeit folgt die Rente — oder das große Erwachen, wenn das Geld nicht reicht. Die gesetzliche Rentenversicherung wandelt sich Schritt für Schritt zu einem Instrument zur Grundsicherung im Alter. Unter Altersvorsorge stellen sich die Meisten etwas anderes vor. Aktien können hier eine wirksame Alternative darstellen. Häufig gelten Sie aber als komplex und riskant. Tatsächlich ist der Aufbau einer privaten Altersvorsorge einfacher als gedacht, wenn man grundlegende Fehler vermeidet.

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Dass Aktien durchaus ein mächtiges Instrument darstellen, um sinnvoll, effektiv und sicher für das Alter vorzusorgen, wurde bereits in zahlreichen Artikel gezeigt. Bei der recherche muss dir bewusst sein, dass der Anlagehorizont sich über einen sehr langen Zeitraum von bis zur 40 Jahren erstreckt.

Viele Informationen und Börsenmeldungen sind in Anbetracht dieser Zeitspanne wertlos und uninteressant, weil sie lediglich kurzfristige Auswirkungen haben.

Den wesentlichen Unterschied zwischen langfristigem und kurzfristigem Vermögensaufbau habe ich bereits diskutiert. Wer wirklich langfristig denkt und sich kurzfristig lieber mit anderen Dingen als der Börse beschäftigt, kann trotzdem an der Börse eine stabile Grundlage fürs Alter bilden. Im Gegensatz zur eigenen Immobilie haben Aktien zudem den Vorteil, dass sie leicht handelbar und leichter aufzuteilen sind. Zudem sind sie kaum örtlich gebunden, sodass man seine Altersabsicherung weltweit genießen kann.

Fehler 1: Angst vor dem falschen Zeitpunkt

Es gibt bei der Investition in Aktien die verbreitete Angst, den falschen Zeitraum für den Einstieg zu erwischen. Dadurch verpassen viele Anfänger den Einstieg und warten zu lange. Tatsächlich ist der Einstiegszeitpunkt für die langfristige Altersvorsorge aber kaum von Relevanz. Wichtiger ist hingegen, möglichst viel Zeit für den Vermögensaufbau einzuplanen. Dadurch reduziert sich auch der zu investierende Betrag.

Denn wer fürs Alter vorsorgt und regelmäßig spart, verteilt seinen Einstiegszeitpunkt über bis zu 40 Jahre. Selbst wenn davon einmal ein paar Jahre „schlecht“ waren, werden die „optimalen“ Kaufzeitpunkte die schlechten Jahre überkompensieren. Wer wenig Zeit hat, reduziert seine Chancen auf „gute“ Kaufzeitpunkte und läuft Gefahr, zu spät viel Geld auf einen Schlag investieren zu müssen.

Wie ist das möglich? Tatsächlich wirkt sich der durchschnittliche Kaufpreis über die lange Zeit positiv auf das Ergebnis aus. Wenn du konstant gleiche Beträge sparst, erwirbst du bei niedrigen Kursen mehr Aktienanteile und bei hohen Kursen weniger Aktienanteile. Du kaufst dadurch zwangsläufig mehr, wenn es billig ist und weniger, wenn es teuer ist.

Fehler 2: Den Einfluss von kurzfristigen Ereignissen zu überschätzen

Die Medien sind voll mit Börsenmeldungen, aktuellen Nachrichten über das Weltgeschehen und immer neuen Krisenwarnungen. Zudem findest du auch viele Experten, die dir erzählen wollen, wann der richtige Zeitpunkt zum Kaufen und Verkaufen für bestimmte Aktien ist.

Der Fehler ist, den kurzfristigen Einfluss dieser Informationen zu überschätzen. Dazu möchte ich ein Beispiel nennen:

Als die Warnungen zu BSE-verseuchtem Rindfleisch durch die Medien getragen wurden, fiel die Aktie von McDonalds und anderen Unternehmen, die im Zusammenhang mit der Fleischverarbeitung stehen deutlich im Kurs. Es wurde angenommen, dass schlechtes Fleisch sich massiv auf das Ergebnis der Unternehmen auswirken wird.

Tatsächlich ist anschließend folgendes passiert: McDonalds hat etwas weniger verdient als vor dem dem Skandal angenommen wurde, allerdings waren die Auswirkungen weitaus geringer als befürchtet. Zudem hat sich dieser Einbruch schon wenige Monate später wieder ausgeglichen.

Warum? Weil McDonalds in vielen Regionen Schnellrestaurants betreibt und viele Zutaten meist in der Region bezieht. Folglich muss ein Fleischskandal in Deutschland nicht zwangsläufig auch Auswirkungen auf den Umsatz in den USA oder China haben.

Zudem vergessen viele Anleger, dass ein Unternehmen nicht statisch ist. Tatsächlich wandelt sich das Unternehmen, die Produkte, die Prozesse und das Personal ständig. Dadurch kann es sich schrittweise an neue Gegebenheiten anpassen und wird dadurch auch kurzfristig extreme Einflüsse besser überstehen als man zunächst annehmen würde.

Deshalb empfehlen sich viele klassische Instrumente zur „Absicherung“ des Investments nicht, weil sie als Kriterium lediglich den Aktienkurs berücksichtigen. Doch gerade der Aktienkurs schwank stark mit kurzfristigen Ereignissen, pendelt aber langfristig um den tatsächlichen Wert der Aktie herum.

Wer anstelle von Aktien auf Aktienfonds setzt reduziert kurzfristig starke Kursschwankungen einzelner Aktien etwas, muss aber dafür andere Nachteile akzeptieren.

Fehler 3: Zu früh aufgeben (müssen)

Bei Lebensversicherungen ist das größte Problem, dass die Versicherten ihren Vertrag vor dem Ablauf kündigen müssen. Dadurch verlieren sie aber versprochene Gewinne und zahlen häufig zusätzliche Gebühren, um an das gebundene Kapital gelanen zu können.

Bei der Altersvorsorge mit Aktien ist das Kapital hingegen grundsätzlich jederzeit verfügbar. Das heißt, du kannst jederzeit deine Aktien oder Aktienfondsanteile verkaufen und dir den aktuellen Wert auf dein Konto auszahlen lassen.

Doch auch hier besteht die gleiche Gefahr bei bei klassischen Versicherungsverträgen: Das Geld, das für die Altersvorsorge in Aktien investiert wurde, muss aus privaten Gründen angegriffen werden. Die Auswirkungen können ähnlich schlimm sein wie bei der Kündigung einer Versicherung.

Denn meist lässt sich gerade zum Verkaufszeitpunkt kein angemessener Verkaufspreis erzielen. Wer gezwungen ist, zu verkaufen, muss den aktuellen Marktpreis akzeptieren und ist damit wieder von kurzfristigen Ereignissen abhängig.

Wie kann dieser Gefahr aus dem Weg gehen?

Es ist wichtig, dass du dir einen Plan machst, bevor du beginnst, deine Altersvorsorge aufzubauen. Dazu empfehle ich persönlich ein Haushaltsbuch, um einen überblick über deine Finanzen zu bekommen. Mit diesem Plan ermittelst du, wieviel Geld du realistisch sparen kannst, ohne dass negative Auswirkungen des täglichen Lebens sofort auf deine Ersparnisse durchschlagen. Häufig wird dafür ein Finanzpolster empfohlen, um unvorhergesehene Ausgaben abdecken zu können.

Ein zweiter Grund für zu frühes „Aufgeben“ besteht in der Absicherung von Kursverlusten. Das heißt, du versuchst Aktien oder Aktienfonds zu verkaufen, wenn sie fallen, um dich vor weiteren Kursverlusten zu schützen. Dafür bieten Broker auch die Möglichkeit von automatischen Verkaufsaufträgen wie „Stop Loss“ an.

Diese nützen aber in der Regel eher dem Broker, der an der Transaktion eine Gebühr verdient. Du hast hingegen dein Investment zu einem möglicherweise ungünstigen Preis auf den Markt geschmissen — nämlich genau dann, wenn der Preis niedrig ist.

Fehler 4: Du nimmst Dividenden zu wichtig

Dividenden sind ein wichtiges Thema bei der Aktienanlage. Sie haben zahlreiche Vorteile, aber auch viele Nachteile.

Wer sich über das Thema Altersvorsorge mit Aktien informiert, wird zwangsläufig auch auf die Dividendenstrategie stoßen. Obgleich ich dem Grundgedanken folgen kann und mir ihrer psychologischen Effekte bewusst bin, bin ich der Meinung, dass sie keineswegs eine bessere oder sicherere Strategie zum Vermögensaufbau darstellt.

Sinnvoll werden Dividenden erst dann, wenn du tatsächlich von seinen Kapitaleinkünften leben möchtest. Dann vereinfachen sie sogar einige Vorgänge, weil dein Einkommen durch deutsche Banken automatisch besteuert wird und du dich dadurch mit vielen Dingen nicht unbedingt beschäftigen musst.

Fokussierst du dich aber zu früh nur auf Dividenden, verpasst du viele Investitionsmöglichkeiten, bei denen Dividenden noch keine Rolle spielen. Sie versprechen aber enormes Wachstum und können dadurch dein Kapital für die Altersvorsorge spürbar aufbessern.

Weitere mögliche Fehler

Neben den genannten drei Fehlern gibt es zahlreiche weitere Fehlerquellen bei der Altersvorsorge mit Aktien. Dazu gehören zum Beispiel die laufenden Kosten für das Aktiendepot und die Transaktionskosten. Auch ein fehlendes Grundwissen über das Thema führt dazu, dass du dich schnell verunsichern lässt und dadurch womöglich falsche Entscheidungen triffst. Daraus folgt auch, dass viele Anfänger zu hektisch sind und zu schnell ihre Wertpapiere wieder verkaufen — sei es um „Gewinne zu sichern“ oder Verluste zu vermeiden. Doch tatsächlich handelt es sich hierbei wieder nur um kurzfristiges Traden, das langfristiger Altersvorsorge eher im Wege steht.

Widersprechen möchte ich der Annahme, dass beim Aktienhandel unbedingt Experten zu Rate gezogen werden sollten. Ich bin zwar durchaus der Meinung, dass du dir vor dem Aktienkauf Grundlagen aneignen solltest — sei es mit einem Buch oder durch Seminare. Am Ende solltest du dir aber bewusst sein, dass du für jede Handlung selbst verantwortlich bist — egal ob dabei ein Experte „beraten“ hat oder nicht.

Tatsächlich lässt sich für die Freizeit-Investoren sorgar ein Depot, das langfristig eine gute Rendite verspricht, mit nur wenigen Aktienfonds aufbauen. Die tatsächlich Mischung ist hierbei kaum entscheidend.

Letztendlich ist die Altersvorsorge mit Aktien kein Hexenwerk. Erfolg zeichnet sich durch Selbstbewusstsein, Erfahrungswissen und Konsistenz aus. Wem es wirklich gelingt, 40 Jahre lang an der Börse investiert zu sein, wird diese Faktoren ganz automatisch erfüllen.

2 KOMMENTARE

  1. Hallo Rico,

    super zusammengefasst. Ich finde Punkt 3 ist die größte Stärke von Aktien/Indexfonds im Vergleich zu starren Strukturen wie Lebensversicherungen. Es kommt irgendwann zu einem Problem und man muss an seine Kohle ran. Meist ist es aber nur ein gewisser Betrag, nicht alles Angesparte. Bei einer Lebensversicherung heißt es dann ganz oder gar nicht. Bei Aktien kannst Du ganz flexibel genau den Teil verkaufen, dass Du genügend Liquidität hast um das Problem zu lösen. Den Rest Deines Portfolios lässt Du unberührt.

    Ein Problem ist vielleicht noch, dass man sich viel zu lange einen Kopf um die richtige Strategie macht. Wenn man es ganz einfach halten möchte, dann reicht meiner Meinung nach auch ein monatlicher Sparplan für einen günstigen Indexfonds auf den MSCI World. Den lässt man dann 40 Jahre lang laufen und freut sich wenn man dann vor der Rente den Depotwert checkt 🙂

    VG, nico

    • Natürlich ist das ein großer Vorteil
      Aber auch Lebensversicherungen kann man beleihen. 🙂

      Einen weltfonds empfehle ich wirklich nur dann wenn man sich gar nicht mit dem Thema beschäftigen möchte. Mir persönlich wäre das zu langweilig 🙂

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