Langfristig Vermögen aufbauen oder schnell reich werden?

Die Finanzielle Unabhängigkeit benötigt schnelleren Vermögensaufbau als die private Altersvorsorge

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Langfristig erfoglreich Vermögen aufbauen?
Langfristig erfoglreich Vermögen aufbauen?

Vermögensaufbau wird praktisch immer in einem Zug mit Langfristigkeit genannt. „Schnell reich werden“ ist nur für Scharlatane. Fast mag man glauben, Wer lieber früher als später reich werden will, kann das offenbar nur über unsaubere Tricks und Glücksspiel schaffen. Aber stimmt das? Ist Vermögensaufbau tatsächlich nur über viele Jahrzehnte möglich?

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Wozu Vermögen aufbauen?

Die Motivation zum Vermögensaufbau ist eine sehr persönliche Angelegenheit. Dennoch kann man hier grob zwischen zwei Zielen unterscheiden: Dem Aufbau einer privaten Altersvorsorge und dem frühestmöglichen Erreichen der finanziellen Unabhängigkeit.

Die private Altersvorsorge

Die private Altersvorsorge oder Privatrente hat es besonders in Deutschland mit der politisch vorangetriebenen Kürzung der staatlichen Rentenleistung zu einer zweifelhaften Berühmtheit geschafft. Ohne über diese Entwicklung zu urteilen, hat die private Altersvorsorge zwei wesentliche Annahmen:

  1. Es soll vom Arbeitseinkommen ein möglichst kleiner Teil für die Altersvorsorge gespart werden.
  2. Das angesparte Vermögen soll im Altersruhestand nach dem Erwerbsleben das entfallende Arbeitseinkommen ersetzen.
  3. Typischer Anlagezeitraum: 30-40 Jahre.

Die finanzielle Unabhängigkeit

Die finanzielle Unabhängigkeit als Ziel beschreibt hingegen gänzlich andere Voraussetzungen. Während die private Altersvorsorge tendenziell erst zum Ende des Lebens aufgebaut werden soll, gilt hier die Devise: Je früher desto besser. Auch hier soll das Erwerbseinkommen durch das gebildete Vermögen ersetzt werden, aber eben nicht erst mit 65 oder 70 sondern schon deutlich früher.

  1. Es soll vom Arbeitseinkommen ein möglichst großer Teil zum Vermögensaufbau gespart werden.
  2. Das angesparte Vermögen soll so früh wie möglich das Arbeitseinkommen so weit ersetzen, dass die gesamten Lebenshaltungskosten abgedeckt sind.
  3. Typischer Anlagezeitraum: Weniger als 10 Jahre.

Anhand dieser beiden Zieldefinitionen lässt sich schon erkennen, dass auch die Anlagestrategie sich deutlich unterscheiden muss.

Bei der Altersvorsorge muss mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Ende das erforderliche Kapital bereitstehen. Ansonsten hat der Investor hier kaum noch eine Chance gegenzusteuern.

Für die finanzielle Unabhängigkeit ist der Zeitraum hingegen relativ flexibel. Da anschließend zudem weiterhin das Arbeitseinkommen zur Verfügung steht, unterliegt auch die Höhe des dann verfügbaren Vermögens in einem Gewissen Spielraum.

Schnell oder sicher? Was ist Risiko?

Gemeinhin wird bei der Kapitalanlage mit der klassischen Faustregel „Hohe Rendite bedeutet hohes Risiko“ gearbeitet. Anhand dieser Faustregel schrecken Anleger regelmäßig zurück, wenn sie hohe Renditen sehen. Den Menschen wurde erfolgreich eingeimpft, dass hohe Renditen nicht mit rechten Dingen zugehen können. Doch die Wirklichkeit sieht wie immer anders aus.

Eine genauere Beschreibung liefert das sogenannte Rendite-Dreieck, das neben Rendite der Rendite auch den Faktor Zeit ins Spiel bringt. Wer sich das Renditedreieck vom deutschen Aktieninstitut anschaut, erkennt, dass längere Anlagezeitraum mit steigendem Maße positive Renditen erzielen. Lediglich kurzfristige Zeiträume kosten auch einmal negative Ergebnisse.

Renditedreieck DAX 1948 bis 2012
Renditedreieck DAX 1948 bis 2012

Neben Rendite und Zeit gibt es aber einen weiteren entscheidenden Faktor, der für hohe Renditen verantwortlich ist: Arbeit. Denn obwohl die Verfechter passiver Investment-Strategien das Gegenteil behaupten, lässt sich mit mehr Arbeitseinsatz auch eine höhere Rendite erreichen.

Auf den erfolgreichen Vermögensaufbau wirken sich drei wesentliche Faktoren aus: Zeit, Rendite und Arbeit.

Beispielhaft sei eine Immobilieninvestition genannt: Wer ein komplett fertig saniertes und vermietetes Zinshaus erwirbt, wird eine geringere Rendite erzielen als jemand, der sich ein altes Haus kauft, es in mühevoller arbeit selbst saniert und anschließend vermietet.

Ist das jedoch immer so? Die Antwort lautet natürlich: Nein! Denn natürlich muss die Arbeit auch zielführend sein. Das erreicht man aber nur mit entsprechender Erfahrung. Ohne diese Erfahrung wird man wieder teure Fehler begehen, welche die mögliche Rendite letztendlich auffressen.

Hier bleibt wieder die Frage nach dem Sinn der Geldanlage. Wer 40 Jahre Zeit hat kann sich eine niedrige Rendite leisten. Wer aber möglichst schnell finanziell unabhängig werden möchte, sollte bereit sein zusätzliche Arbeit in den Vermögensaufbau zu investieren.

Wie wirkt sich nun aber das Risiko aus?

Das einzige Risiko ist, dass wir am Ende unser finanzielles Ziel nicht erreichen. Doch dieser Fehlschlag kann verschiedene Ursachen haben.

Eine Ursache kann sein, dass die Inflation deutlich größer ist als erwartet. Dadurch reicht die erreichte Rendite nicht aus um unsere Ausgaben wie geplant zu decken. Eine weitere Ursache kann sein, dass wir das falsche Anlageprodukt gewählt haben und das investierte Geld am Ende verloren ist. Ebenso kann auch eine Ursache darin liegen, dass wir Fehler während der Anlage gemacht haben und dadurch zu hohe Kosten erzeugt haben, welche letztendlich die Rendite aufzehren.

Entscheidend ist, auf welche Ursachen wir Einfluss haben, sodass wir uns vor deren Auswirkungen schützen können. Während die Inflation, die Weltwirtschaft oder die Politik wohl nur gering beeinflussbar sind, können wir aber auf die den Kosten, die Fehler bei der Durchführung und der Wahl der richtigen Anlageprodukte durchaus Einfluss nehmen.

Wieviel Arbeit ist dir ein schneller Vermögensaufbau wert?

Da ich zuvor schon die notwendige Arbeit als Einflussgröße für den Vermögensaufbau genannt habe, möchte ich an dieser Stelle noch kurz ihren Umfang und die entsprechenden Auswirkungen daraus erläutern.

Wer sich keine zusätzliche Arbeit machen möchte, landet beim passiven Investieren in Aktienfonds oder ETFs. Hier wird jeden Monat einfach ein gewisser Betrag angelegt. Die Entwicklung des Fonds wird dann die entsprechende Rendite aus Kursgewinnen beisteuern. Bis auf die einmalige Auswahl ist keine zusätzliche Arbeit notwendig.

Möglichst wenig Arbeit macht auch die klassische Dividendenstrategie oder Direkt-Investitionen in Aktien. Hier sollte man sich dennoch einmal im Jahr etwas Zeit nehmen um die Aktienauswahl zu prüfen und mögliche neue Aktien in das Depot aufzunehmen.

Vermögensaufbau als Hobby erlaubt eine zeitlich intensivere Beschäftigung mit der Materie. Dadurch wird es möglich, das Anlageuniversum etwas zu erweitern und entsprechend aktueller Wirtschaftszyklen oder Marktphasen gezielt Aktiensegmente für die Investition zu wählen, die gerade besonders günstig bewertet sind. Value Investing wird hier als Begriff gern genannt, der als Ziel das Finden von unterbewerteten Aktien beschreibt.

Vermögensaufbau als Nebenjob darf dann neben all den genannten Methoden zusätzliche Arbeit beinhalten. Spätestens an dieser Stelle können weitere Instrumente wie Derivate, Aktien-Investitionen über Kredite, Absicherungsstrategien hinzukommen. Wer bereit ist jeden Monat ein paar Stunden zu investieren, kann zum Beispiel mit der Optionsstrategie durch den Verkauf von Optionen eine sehr gute Zusatzrendite erzielen und sich von der reinen Kursentwicklung unabhängig machen.

Letztendlich ist es wichtig, dass mehr Arbeit nicht mit blindem Aktionismus gleichzusetzen ist. Mehr Arbeit heißt zu allererst, dass man sein Wissen erweitert, neue Werkzeuge erlernt mit denen sich Geld an der Börse verdienen lässt und mit denen Vermögen auch geschützt werden kann.

Diese Arbeit gepaart mit der Erfahrung ist es schließlich, was sich letztendlich in höherer Rendite niederschlagen wird.

Fazit

Langfristiges Investieren mag für die meisten als Altersvorsorge erstrebenswert sein. Wer allerdings finanziell unabhängig werden möchte, sollte von diesem Grundsatz eher Abstand nehmen. Denn tatsächlich ist es so, dass man ja gerade nicht langfristig sondern schnellstmöglich Vermögen aufbauen will.

In der Realität wird es eher so sein, dass diejenigen, die den schnellstmöglichen Vermögensaufbau nicht geschafft haben immer noch langfristig anlegen können. Wahrscheinlich werden sie mit den gewonnenen Erfahrung immer noch erfolgreicher sein als klassische Passiv-Investoren.

Aber warum soll man sich von vornherein die Möglichkeit auf schnellstmöglichen Vermögensaufbau verschließen? finanzielle Unabhängigkeit mit 67 halte ich für kein sinnvolles Ziel. Denn mit dem Start der Rente wird man automatisch von der Last der Arbeit befreit.

Es lohnt sich daher, lieber schneller und mit vollem Einsatz an der finanziellen Unabhängigkeit zu arbeiten. Hat man diese erreicht, kann man auch in ruhe langfristig seine Altersvorsorge aufbauen.