Kennst du das? Du kaufst eine Aktie und direkt im Anschluss wird der Kurs magisch in die Tiefe gezogen? Bei jedem Gewinn fragst du dich, ob es Zeit ist, den Profit einzukassieren, bevor du einen Gewinner doch noch in einen Verlierer verwandelst? Oder du siehst eine Aktie nach dem Kauf wie nach dem Lehrbuch ansteigen, nur um einige Wochen später doch wieder in die Verlustzone zu fallen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit gehörst du zu den 90 Prozent an der Börse, die wie Schafe jedes Jahr geschlachtet werden.
Dies ist ein Artikel von Erfolgreich -Sparen.com. Alle Texte sind urheberrechtlich geschützt. Mehr Informationen finden Sie auf www erfolgreich-sparen com.
An der Börse gibt es nur drei Gruppen, die Geld verdienen
Wenn du schaust, wer an der Börse nachhaltig überproportional Geld verdient, werden dir drei Gruppen auffallen:
- Unternehmer: Sie haben ein Unternehmen erfolgreich aufgebaut und anschließend einen Teil davon an der Börse für viel Geld an Investoren verkauft. Klassische Beispiele sind Microsoft, Intel, McDonalds, Coca Cola, Zalando, United Internet oder Fielmann. Hier könnte jedes Unternehmen stehen, dass an der Börse gelistet ist, denn in jedem Fall haben die Verkäufer beim IPO (Initial Public Offering, Börsengang) viel Geld eingenommen.
- Insider: Investoren wie Warren Buffet, George Soros oder große Investmentbanken wie Goldman Sachs oder JP Morgan investieren nicht blind. Sie sind sogenannte Insider, die ihre Kaufentscheidung auf Informationen stützen können, die sie aus erster Hand vom Unternehmen erhalten haben. Sie stehen regelmäßig im Kontakt mit dem Management und wissen genau, wenn sich neue Chancen ergeben.
- Stillhalter: Stillhalter sind Investoren, die an der Börse das Risiko anderer Anleger übernehmen. Doch im Gegensatz zu den Insidern müssen sie nicht direkt investiert sein, um Geld zu verdienen. Sie müssen lediglich versprechen, das Risiko zu übernehmen, dass Aktien bestimmte Schwellwerte überschreiten.
Die größten Chancen auf Erfolg hast du, wenn du dich nicht nur in einer dieser Gruppen wiederfindest, sondern in mehreren. So sind viele Insider auch gleichzeitig Stillhalter. Viele Unternehmer sind weiterhin auch Investoren an ihrem Unternehmen — natürlich mit besten Wissen aus erster Hand.
Zu welcher dieser Gruppen gehörst du?
Natürlich gibt es für keine Gruppe eine Erfolgsgarantie. Aber alle drei Gruppen haben schon rein logisch eine höhere Chance, ihr Geld mit Ertrag anzulegen. Denn zumindest Unternehmer und Insider haben einen wesentlichen Informationsvorsprung. Sie wissen also viel besser, worauf sie sich tatsächlich einlassen und ob ein Investment erfolgversprechend ist.
Stillhalter haben hingegen einen ganz anderen Vorteil. Sehen wir uns dazu folgenden Wochenchart vom EuroStoxx 50 an:
Du möchtest dein Geld in den nächsten 12 Monaten anlegen und überlegst dir, es breit auf Europas 50 größte Unternehmen zu verteilen. So vermeidest du zumindest schonmal, genau auf das falsche Pferd zu setzen.
Die klassische Wahl wird für viele Privatinvestoren zum Beispiel auf einen Index-ETF fallen, der die Kursentwicklung des EuroStoxx 50 abbildet. Wenn du beim aktuellen Kurs von 3.300 Punkten investierst — was kann bis nächstes Jahr alles passieren?
- Der Kurs kann steigen und du profitierst von einem netten Kursgewinn.
- Der Kurs kann fallen und du blickst auf einen traurigen Verlust.
- Oder der Kurs schwankt und landet nach einer Seitwärtsbewegung am Ende wieder bei etwa 3.300 Punkten. Dann hast du dein Geld ein Jahr lang ohne jeglichen Ertrag angelegt.
Natürlich weißt du, dass langfristig der Aktienmarkt eher steigt als fällt. Was hast du also für eine Alternative? Du legst dein Geld nicht nur für ein Jahr, sondern für 10 Jahre an! Immerhin beweist die Verangenheit ja, dass dann die Gefahr eines Verlustes minimal ist.
Aber wo ist hier der Haken?
Du musst dein Geld über 10 Jahre investieren und weißt bis zum Ende nie genau, was für ein Ertrag dich erwartet! Oder vlelleicht hast du auch einfach nur Pech und es gibt gar keinen Ertrag. Wer weiß!
Was machen Stillhalter anders? Sie wetten darauf, dass der Kurs nach einer bestimmten Zeit nicht über einen bestimmten Bereich hinaus gelaufen ist!
Beachte dazu im Kursverlauf des EuroStoxx 50 einmal die horizontalen Linien am oberen und unteren Rand. Solang sich der Kurs nicht über diese Fläche hinaus bewegt, verdient der Stillhalter Geld.
Im Beispiel ist der Bereich zwischen 2.800 und 3.800 Punkten. Das heißt, solang der EuroStoxx 50 nicht über 3.800 Punkte steigt oder unter 2.800 Punkte fällt, kann der Stillhalter einen Gewinn vereinnahmen — egal, wo der Kurs am Ende wirklich steht.
Wer hat nun die höhere Chance, Geld zu verdienen?
Was ist riskanter?
Stell dir vor, du setzt dich im Casino an den Roulette-Tisch und dich fragt der Groupier, ob welches Spiel du spielen möchtest. Entweder du tippst auf eine Zahl oder du tippst darauf, in welchem Bereich die gezogene Zahl wahrscheinlich liegen wird. Welche Variante hätte die bessere Gewinn-Chance?
Genau hier ist auch der Ansatz der Stillhalterei begründet: Er basiert auf mathematischen Wahrscheinlichkeiten. Das Prinzip kennst du von Versicherungen, die darauf „wetten“, dass der Versicherungsfall nicht eintreten wird.
Auch die anderen beiden aufgeführten Gruppen arbeiten mit optimierten Wahrscheinlichkeiten: Ein Insider hat keine 50-Prozentige Chance zu gewinnen sondern eine Wahrscheinlichkeit bei 60 oder 70 Prozent. Ein verdient mit dem Augenblick Geld, mit dem er einige seiner Anteile an der Börse verkauft.
Aber welche Informationen hat ein Privatanleger? In der Regel erfährt er von wichtigen Events immer als letzter. Auch wenn Börsenmeldungen und Vorabberichte diese Diskrepanz verringern sollen — ein Kleinanleger wird trotzdem erst der letzte sein, der Informationen erhält. Meist kann er diese Hinweise nicht einmal sinnvoll bewerten, weil anderes Insider-Wissen fehlt.
Schau dir zum Beispiel Volkswagen an: Selbst wenn du weißt, dass eine Strafe in Höhe von vielen Milliarden US-Dollar auf den Konzern zukommt, kannst du wirklich bewerten, wie sich diese Zahlung auf den Konzern auswirkt?
Schau dir den Ölpreis an. Obwohl wir wissen, dass er sehr weit gefallen ist — kannst du wirklich beurteilen, wie stark Exxon oder Shell oder Chevron von dem Preisrutsch betroffen sind? Weißt du, ob sie sich auf die zukünftige Dividende auswirken werden? Wer mit den Manager spricht, erfährt vielleicht, ob er wirklich vorhat, weiterhin auszuschütten. Wer nur Nachrichten hört oder Pressemitteilungen liest, dem fehlt ein wichtiger Zugang.
Häufig wird Warren Buffet als erfolgreicher Value-Investor hervorgehoben. Doch wer sich die Mühe macht, die Geschichte derartiger Menschen nachzuvolleziehen, wird erkennen, dass sie viel Zeit damit verbracht haben, mit den Verantwortlichen zu sprechen. Sie nehmen Einfluss auf die Unternehmen und werden über ihren großen Kapitaleinsatz selbst zum Insider.
Fazit
Bitte versteh mich nicht falsch. Ich möchte nicht gegen Kleinanleger oder private Investoren argumentieren. Verflucht, ich bin selbst ein kleines Licht und weit davon entfernt ein großes Rad zu drehen.
Ich möchte aber, dass du verstehst, wo die Risiken für dich versteckt sind. Du trägst andere Risiken als ein großer Investor. Du hast ein deutlich höheres Risiko, du hast im Verhältnis zu deinem Vermögen mehr zu verlieren und weniger Einfluss auf das Ergebnis.
Aus diesem Grund schiebt dich auch jeder in die Ecke „möglichst breit streuen“ und „langfristig anlegen“. Auch hier geht es um Wahrscheinlichkeiten: Wer breit streut, reduziert das Risiko, sein ganzes Kapital in ein schlechtes Unternehmen zu investieren. Wer langfristig anlegt, reduziert das Risiko, dass er gerade vor einem Börsencrash einsteigt und sein Kapital beim Tief verkauft. Aber Risiken reduzieren heißt nicht gleichzeitig Chancen erhöhen.
Es gibt viele Methoden, die Wahrscheinlichkeit für sich zu nutzen. Privatanleger kennen nur „streuen“ und „Langfristigkeit“. Die oben genannten Gruppen nutzen andere Methoden ihre Wahrscheinlichkeit für einen Erfolg zu steigern. Während es für die meisten recht schwer wird, ein Unternehmen zum Börsengang zu führen oder genügend Kapital zu investieren, um in die Position von Insidern zu gelangen, steht der Weg als Stillhalter den meisten offen.
Stillhalten ist mit Sicherheit nicht der einzige Weg zum Erfolg, aber es ist ein weiteres Werkzeug in der Werkzeugkiste, das du bei Bedarf herausnehmen kannst.