Anfängern fällt der Einstieg in die Welt der Aktienanlage nicht leicht. Es gibt viele Informationen, viele Fallstricke und viele Fehlerquellen, die man beachten kann. Zudem ist die Finanzindustrie aufgrund ihres Geschäftsmodells darauf bedacht, dass Kleinanleger möglichst ängstlich bleiben und damit häufig auf die Hilfe von „Experten“ zurückgreifen. Tatsächlich ist es gar nicht so schwer in Aktien zu investieren, wenn man einige wenige Grundregeln beachtet.
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Die Risikoklasse bei der Depoteröffnung
Wer eine Depotbank ausgewählt hat und das erste Mal ein Aktiendepot eröffnet, wird von seiner Bank über die Risiken dieser Anlageform aufgeklärt. Dabei muss der Anleger erklären, dass er über ausreichend Wissen und Erfahrung verfügt, diese Art von Geschäften durchführen zu können.
Um dies zu prüfen, wird auch immer nach der Risikoklasse gefragt, die in fünf Stufen unterteilt ist. Das wesentliche Unterscheidungskriterium zwischen den Klassen ist die „Risikobereitschaft“ oder schlicht die Frage danach, wieviel Geld ein Anleger bereit zu verlieren ist.
Diese Einstufung ist tendenziell irreführend und mitnichten als Hilfe für den Anleger bestimmt. Die Frage nach der Risikobereitschaft steht meiner Meinung nach auf der gleichen Ebene wie die Frage nach der Bereitschaft für einen Verkehrsunfall vor der Führerscheinprüfung. Wie niemand einen Unfall bauen möchte, wird Natürlich auch niemand angeben, dass er gern sein schwer verdientes Geld verlieren möchte.
Dies ist eine gesetzliche Bestimmung, die vor allem die Banken und Kreditinstitute schützt — vor möglichen Klagen bei eventueller Falschberatung. Banken wollen vermeiden, dass sich Anleger bei Fehlinvestitionen gegen die Bank richten und ihre Verluste zurückfordern.
Folglich stehen nur Nutzern der höchsten Risikoklasse 5 alle Investitionsinstrumente zu — obwohl diese „spekulativ orientierten Anleger“ keineswegs ein höheres Verlustrisiko haben müssen als „sicherheitsbewusste Anleger“ der Klasse 1.
Das richtige Startkapital
Eine weitere Hürde ist die optimale Höhe des Startkapitals für den Aktienkauf. Hier gehen die Empfehlungen weit auseinander und reichen von wenigen 100 Euro bis zu vielen tausend Euro.
Ich persönlich würde das erforderliche Kapital nicht an einer Zahl festmachen wollen. Vielmehr hängt die Höhe von den verfügbaren Mitteln ab. Wer 1.000 Euro gespart hat und diese investieren möchte, sollte für den Anfang nicht mehr als die Hälfte dieses Kapitals verwenden.
Warum? Weil man wie bei der Fahrschule immer erst einmal langsam fährt, bis man mit dem Auto vertraut ist. Bei der Geldanlage ist die Herangehensweise identisch. Du wirst in jedem Fall Fehler machen, die dich Geld kosten. Wie teuer die Fehler sind, hängt aber direkt davon ab, wie viel Geld du investiert. Als Faustregel gilt: Je mehr Geld du einsetzt, desto teurer wird jeder Fehler.
Gerade am Anfang ist es wichtig Erfahrungen zu sammeln und sich mit der Oberfläche des Brokers vertraut zu machen. Wenn du vorher noch nie eine Aktie gekauft hast, wirst du dich an die täglichen Kurssschwankungen erst gewöhnen müssen. Das geht leichter, wenn das Depot nicht von Anfang an um hohe Beträge schwankt.
Wer auf Nummer sich gehen will, kann auch mit „Trockenübungen“ beginnen und ein Musterdepot führen. Dabei wird kein echtes Geld eingesetzt sondern nur Spielgeld. Folglich kosten Fehler auch kein Geld. Einige Dinge lassen sich aber nicht realistisch abbilden.
Gute und schlechte Aktien unterscheiden
Besonders Einsteigern fällt es zu Beginn schwer, gute und schlechte Aktien zu erkennen. Dies lässt sich besonders damit begründen, dass diese Unterscheidung gar nicht so einfach möglich ist. Denn alle Informationen, die zu einem Unternehmen bekannt sind, beziehen sich auf die Vergangenheit. Da niemand in die Zukunft blicken kann, weiß auch niemand, welches Unternehmen sich in Zukunft besser oder schlechter entwickeln wird.
Obwohl verlockend ist die größte Gefahr, eine Aktie nach ihrem Preis zu beurteilen. Denn ob eine Aktie nur 10 Euro oder 1.000 Euro kostet, sagt absolut nichts über die Qualität des Unternehmens aus. Das wird klar, wenn du dir eine Torte vorstellst, die du in 8 oder in 12 Stücke einteilst. Obwohl sich die Größe des Stückchens unterscheidet, ändert das nichts daran, ob die Torte schmeckt oder nicht.
Tatsächlich gibt es nur drei erfolgreiche Gruppen von Aktieninvestoren, die sich tatsächlich einen Vorteil bei ihrer Geldanlage versprechen können. Sie können sich auf Insider-Informationen beziehen und dadurch einige Situationen besser einschätzen.
Alle anderen Aktienanleger müssen sich auf ihr Bauchgefühl verlassen: Unterstützung bekommst dein Bauch aber zum Beispiel durch fundamentale Kennzahlen. Sie verraten dir ähnlich wie medizinische Messdaten beim Menschen, wie es um die Gesundheit des Unternehmens steht. Die einfachste Kennzahl ist der Gewinn, doch es gibt noch zahlreiche weitere Kennzahlen.
Die Handelsoberfläche des Aktienbrokers
Befremdlich erscheint meist auch die Oberfläche des Brokers. Dort gibt es viele Hürden: Du musst du richtige Aktien finden, die du kaufen möchtest. Dazu gibt es eine Identifikationsnummer wie die ISIN oder die WKN. Einige Broker erlauben auch, direkt nach dem Namen des Unternehmens zu suchen.
Auch beim Kauf gibt es verschiedene Arten des Handels: Man kann einen Maximalpreis einstellen (Limit Order) oder man kann zum aktuellen Börsenpreis handeln (Market Order). Während die Limit Order erst ausgeführt wird, wenn der Marktpreis sich unter dem Limit befindet, wird die Market Order sofort zum aktuell gestellten Kurs ausgeführt.
Häufig erlauben Broker zudem die Auswahl des Handelsplatzes: Für Anfänger wirkt dieses Detail verwirrend. Prinzipiell bietet jeder Handelsplatz die gleichen Aktien an. Was sich unterscheidet sind die Transaktionskosten und die Anzahl der Käufer und Verkäufer (Handelsvolumen). Für deutsche Aktien bietet sich fast immer XETRA oder Frankfurt an. Ich persönlich würde empfehlen, den Handelsplatz mit dem höchsten Volumen zu wählen, weil dort meist auch die günstigsten Kurse und die schnellste Ausführung möglich ist.
Die Liste der Tipps und Tricks beim Kauf von Aktien lässt sich beliebig erweitern. So gibt es wie beim Kauf auch für den Verkauf unterschiedliche Order-Typen wie Market, Limit oder Stop Loss.
Fazit
Als Anfänger solltest du dich von der Flut an Informationen nicht überrennen lassen. Ich empfehle dir, mit der Hälfte deines verfügbaren Kapitals zu beginnen, mit Limit-Orders an zu arbeiten und nur Aktien von Unternehmen zu kaufen, die einen Gewinn ausweisen. Mit diesen drei Punkten im Hinterkopf vermeidest du zum Einstieg automatisch viele Fehler. Alles weitere lernst du mit der Zeit ganz von allein, wenn du dich öfter mit der Oberfläche, mit den Unternehmen und dem Thema beschäftigst.
Hallo Rico,
dein Beitrag gefällt mir. Er nimmt Anfängern den Druck des alles richtig machen zu wollen. Das geht de facto nicht und selbst mit fortgeschrittenem Erfahrungslevel wird man um Fehler nicht herumkommen.
Das Problem zu Beginnen hatte ich auch sehr lange. Fast sechs Monate habe ich geplant, gelesen und überlegt. Heute bin ich froh, angefangen zu haben. Ähnliche Artikel wie deiner haben mich letztlich zum Handeln gebracht.
Was ich Anfängern noch mit auf den Weg geben kann ist, ehrlich zu sich selbst zu sein. Sich Fehler eingestehen zu können und willens sein, aus Fehlkäufen oder der eigenen Gier zu lernen. Es gehört auch dazu sich einzugestehen, dass man das jetzt vielleicht noch nicht kann. 😉
Viele Grüße,
Marco
Du hast recht. Man lernt einfach viel mehr wenn man anfängt. Denn erst dann stößt man auf die richtigen fragen und kann eine passende Antwort finden.
Hallo,
schöner Artikel, ich würde Anfänger auch empfehlen zunächst Blue Chips Aktien zu kaufen, vorallem im DOW findet man sehr gute Titel für den langfristigen Vermögensaufbau.
Gruß ralph
Ja blue chips sind in der tat ein guter Start!
Hallo Rico,
Der Artikel gefällt mir sehr gut. Ich bin der Meinung man sollte möglichst früh und am besten mit wenigen Hundert Euro anfangen, denn so sammelt man Erfahrungen und kann aus eventuell auftretenden Fehlern lernen.
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