New York Stock Exchange

Ich kann mich an diesen Tag noch erinnern, als wäre es gestern gewesen: Am 26. Juli 2005 klickte ich zitternd auf den „Absenden“-Button und schickte meine ersten 1.000 Euro auf die Reise. Nur wenige Tage zuvor hatte ich mein erstes Aktiendepot bei der DAB Bank eröffnet, das ich nun mit Leben erfüllte. Nachdem ich schließlich den Geldeingang bei der DAB bestätigt fand, sendete ich drei Tage später weitere 500 Euro auf mein Depot-Konto — alles, was ich mir als frischer Student bisher erspart hatte. „KAPITALAUFBAU“ und „KAPITALAUFBAU II“ lautete der Betreff der beiden Online-Überweisungen — und damit sollte meine Reise in die finanzielle Freiheit endlich beginnen.

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Anschließend passierte erst einmal nichts.

Schon vorher hatte ich mich Wochenlang mit dem Thema Aktien beschäftigt, mit der Chartanalyse und den grundlegenden Bewertungskennzahlen. Bisher war alles nur graue Theorie gewesen. „Schnittmusterbogen“ nannte ein Freund meine ausgedruckten Aktiencharts mit den sauber per Lineal eingezeichneten Trendlinien immer lächelnd.

Endlich hatte ich den Schritt gewagt und echtes Geld auf das Depotkonto überwiesen — doch nun war ich wie gelähmt und konnte nichts machen.

Erste Schritte an der Börse - Kapitalaufbau
Erste Schritte an der Börse – Kapitalaufbau

Doch wie kommt man überhaupt zu einem Aktiendepot?

Das erste Aktiendepot eröffnen

In meinem Fall war es damals relativ einfach. Ich hatte mein Girokonto bei der Sparkasse und dort keine Möglichkeit Aktien zu kaufen. Also begann im Internet die Suche nach Aktiendepots, die möglichst wenig kosten.

Dazu bietet sich für den Einstieg ein Vergleichsrechner an, der die verschiedenen Konditionen übersichtlich darstellt. Doch schon da fiel mir auf, dass die Angebote im Kern sehr ähnlich sind. Mal zahlt man einen Euro mehr und mal ein paar weniger. Wichtig ist, dass man erst einmal einen ersten Schritt macht — wechseln kann man das Depotkonto auch später noch zu jeder Zeit.

Es ging letztendlich also nur noch darum, einen vertrauenswürdigen Anbieter zu finden, der insgesamt faire Konditionen anbietet.

Letztendlich habe ich mich für die DAB Bank entschieden und bin dort seitdem auch extrem zufrieden. (Meine gesammelten Erfahrungen habe ich in einem eigenen Artikel aufgeschrieben.)

Nachdem ich alle Unterlagen erhalten hatte, ging es schließlich in einem weiteren Schritt darum, sich mit der Oberfläche vertraut zu machen. Wo kann man die handelbaren Aktien finden? Wie finde ich heraus, ob es überhaupt die Aktie für das richtige Unternehmen ist? Wie hoch sind die tatsächlichen Kosten?

Die ersten Tage hatte ich eine Heidenangst, durch falsche Bedienung einen Fehler zu machen, der mich viel Geld kosten würde. Doch mit der Zeit wurde ich sicherer und lernte, dass vor der Ausführung einer Order immer noch einmal eine Bestätigungsseite die Daten zum Prüfen darstellt. Fehler lassen sich damit schon frühzeitig erkennen.

Mittlerweile bietet die DAB Bank zudem ein übersichtliches Formular an, das auch schon vor der Ausführung eine Übersicht zur den Transaktionskostet bietet. Diese hängen davon ab, welcher Börsenplatz ausgewählt ist und wie groß die Investitionssumme ist. Als Richtwert gelten bei fast allen Brokern rund 10 bis 15 Euro für eine Kauforder bzw. für eine Verkaufsorder.

Die Auswahl der ersten Aktie

1.500 Euro sind doch irgendwie verdammt wenig, wenn man sich für eine Aktie entscheiden muss — wo es doch über 25.000 handelbare Wertpapiere weltweit gibt. Allein die 30 DAX-Aktien bieten eine schier riesige Auswahl. 2006 war zudem eine Zeit, wo das letzte Tief schon weit hinter mir lag. Aktien sahen verdammt teuer aus, wenn man sie mit den Tiefstständen aus 2003 verglich. In den letzten 2 Jahren hatten sich die Kurse vieler Unternehmen bereits verdoppelt!

Natürlich würde ich nicht alles auf eine Karte setzen. Soviel hatte ich schon gelernt. Schließlich wollte ich nicht gleich mit dem ersten Kauf mein schwer erspartes Geld in den Sand setzen.

Abermals kamen mir Zweifel. Ständig schwankte ich zwischen „diese Aktie ist schon viel zu stark gestiegen, da kaufe ich besser nicht“ und „diese Aktie fällt mir zu sehr, da ist mir die Gefahr zu groß, dass sie weiter sinkt“.

Das Problem: Egal wo sich der Kurs gerade befindet, die Angst ist immer, dass die Preise nach dem Kauf fallen können. Nur allmählich lernte ich, dass diese Gefahr einfach immer besteht.

Mit dieser Erkenntnis gerüstet entschied ich mich dafür, einfach erstmal Unternehmen zu kaufen, die sich schon gut entwickelt haben. Der Trend ist dein Freund! Ich durchstöberte bei Onvista also die Branchen-Listen nach Gewinnern und Verlierern und landete schließlich in der Automobilbranche. Dort sprang mir Hyundai Motors auf dem Spitzenplatz entgegen. Die Entscheidung für den Kauf fiel schließlich recht kurz und schmerzlos. Jetzt oder nie! Was sollte schon passieren?

Tatsächlich fiel mir das Unternehmen beim Herumspielen mit den Aktien-Filterkriterien auf. Eine einfache Liste mit allen Top- und Flop-Aktien der letzten 12 Monate erregte meine Aufmerksamkeit. Hier schimmerte auf einmal Hyundai Motors ganz oben auf.

Bei meinen Recherchen bin ich auch auf die Trendfolge-Strategie gestoßen. „Der Trend ist dein Freund“ hieß es da so schön. „Bei einer Aktie auf Allzeit-Hoch gibt es keine Verlierer“ war ein weiterer Spruch. „Der Trend läuft immer deutlich weiter als man erwarten würde.“

Es gab viele Argumente einem Trend zu folgen. Wenn ich also schon Aktien kaufte, warum dann nicht gleich diejenige mit der besten Performance? Mein Schnittmusterbogen zeigte mir auch, dass der Trend vollkommen intakt war.

Ich würde also einfach einsteigen und im schlimmsten Fall wieder verkaufen, wenn der Trend gebrochen ist. So war meine erste Handelsstrategie geboren.

Meine ersten Schritte - Kauf Hyundai Motors
Meine ersten Schritte – Kauf Hyundai Motors

Am 23. August war es schließlich so weit. Mehr als einen Monat nach meinem ersten Schritt zum Kapitalaufbau kaufte ich für 499,36 EUR meine ersten Aktien. Ich schwitzte und konnte meine Augen nicht von der Kurstafel abwenden. Würde der Kurs steigen, nachdem ich endlich all meinen Mut zusammengefasst hatte und mich ins kalte Wasser gestürzt habe? Oder fällt die Aktie jetzt wie ein Stein?

Hyundai Motors kostet zu diesem Zeitpunkt 17,42 EUR und ich habe mir von diesem Automobilhersteller aus Südkorea gleich 28 Aktien ins Depot gelegt. Über das Unternehmen wusste ich zu diesem Zeitpunkt praktisch nichts.

Wann ist ein guter Kaufzeitpunkt?

Bereits bei meinem ersten Kauf habe ich gelernt, dass es praktisch unmöglich ist, den richtigen Kaufzeitpunkt zu ermitteln. Wartet man darauf, dass die Aktie billiger wird, passiert entweder genau das Gegenteil und der Kurs rennt weg. Kauft man, weil man befürchtet, dass der Kurs wegrennen könnte, erfolgt anschließend der schmerzhafte Rücksetzer.

Immer folgen bei mir die Zweifel: War der Kauf richtig? Wird die Aktie sich wieder erholen? Oder war es richtig mit dem Kauf zu warten? Kommt der Kursrücksetzer wirklich noch?

Letztendlich weiß man nie, ob man den richtigen oder falschen Zeitpunkt gewählt hat. Auch wenn man nach einem Rücksetzer kauft, weiß man nie, wie groß der Rücksetzer tatsächlich wird. Es gibt keine Garantie, dass sich der Kurs wieder fängt.

Wie können Anfänger sicher Investieren lernen?

Meiner Meinung nach gibt es zwei wichtige Erkenntnisse, die ich gelernt habe:

  • Investiere am Anfang so wenig Geld wie möglich.
  • Lerne durch selber machen.
  • Verabschiede dich am Anfang davon, Profit machen zu wollen.

Wie komme ich zu diesen Erkenntnissen?

Zunächst einmal ist es als Anfänger relativ egal, ob man mit dem ersten Kauf gleich Gewinne macht. Das liegt nicht am Können und auch nicht an der richtigen Aktienauswahl. Die Wahrheit ist schließlich, dass die Chance, dass der Kurs nach dem Kauf steigt oder sinkt etwa 50:50 steht. Entweder man hat Glück und der Kurs steigt oder man hat Pech und der Kurs sinkt.

Ob man tatsächlich profitabel investieren kann, zeigt sich erst nach vielen Jahren.

Deshalb wirst du auch nie lernen, erfolgreich an der Börse zu handeln, wenn du nicht damit anfängst. Aus Büchern bekommst du die Grundlagen erklärt. Aber nur in der Praxis lernst du, wie es sich anfühlt, dein Kapital langsam dahin schmelzen zu sehen.

Die Börse ist letztendlich zum großen Teil Psychologie und Disziplin. Es gehört viel mentale Stärke dazu, wenn alle Menschen panisch zum Ausgang rennen, mit vorsichtigen Schritten gegen den Strom zu laufen und die Fakten objektiv zu betrachten.

Damit du auch die Zeit hast, dir das notwendige Erfahrungswissen aufzubauen, ist es wichtig, dass du dein Kapital nicht gleich beim Start verbrennst. Denn das schlimmste, was dir passieren kann, ist, dass du kein Arbeitsgerät mehr zur Verfügung hast. Und das ist dein Geld: Es ist ein Arbeitsmittel wie es Maschinen für ein Produktionsunternehmen sind.

Jeder kann Aktien handeln, …

… aber nur wenige schaffen es, damit auch Profit zu erwirtschaften. Die Wahrheit ist, dass jedes Kind Aktien kaufen und verkaufen kann. Das ist keine besondere Leistung. In Wirklichkeit geht es darum, dass du für dich eine Strategie findest, mit der du dich wohl fühlst. Eine Strategie, mit der du Unternehmen wählst, mit denen du dich auch dann noch wohl fühlst, wenn der Kurs fällt. Eine Strategie, mit der du die Chancen findest, die dir auch Gewinne versprechen. Doch diese Umsetzung erfordert Übung, Erfahrung und Ausdauer.

3 KOMMENTARE

  1. Lieben Dank für Ihren klasse Beitrag.

    Ich lese bereits seit Längerem auf Ihrem interessanten Blog.
    Und jetzt musste mich mal zu Wort melden und
    ein „Danke“ hinterlassen.

    Machen Sie genauso weiter, freue mich bereits jetzt schon auf
    die nächsten Beiträge

  2. Auch von mir VIELEN DANK! bIch bin seit 2004 mit Einzelaktien dabei, bin Jahrelang auf „pump & dump“ reingefallen, auch von Zeitschriften, die vorgeben, auf unserer Seite zu sein…. Es erging mir ganz genau soo, wie du es beschrieben hast. Auch ich hatte in den ersten Jahren erheblich viel Lehrgeld gelassen! Von Anfang an war klar, dass weder Bank-noch Versicherungsaktien, keine Rüstung und keine Urantitel ins Depot kommen! „Telekom“ hatte ich nie.

    Mittlerweile bin ich tiefenentspannt, wenn der Depotwert temporär 35% im Minus ist und verfolge meine Strategie zurzeit
    70% in 21 Positionen Gold- und Silber Explorer, producer, streamer, royalties über den gesamten Erdball verteilt (ganz bewusst übergewichtet seit 2 Jahren)
    Biotech und Krebsforschung mit guten pipelines und Zulassungen
    Chinesische Seidenstraße
    sowie physische Edelmetalle.

    Mein sicherer Job sichert mir monatlich sicheres Einkommen, ich hoffe, es gibt keine „Zwangsferien“ wiue in den VSA….

    Geplant ist, durch Teilverkäufe der EM-Titel in Tranchen bei exorbitant steigenden Kursen durch deren Hebelwirkung meine „Eskimorolle“ zu machen und umzuschichten in (dann hoffentlich niedrige) Dividenden-Titel/ Aristokraten. Monatlich investiere ich zwischen 100 und 200Euro und versuche dabei das Depot(und physisch) in Balance zu halten.

    Ich empfehle deine aufwändig bearbeiteten Seiten auch meinen Kindern und Freunden, Vielen Dank! Auch ich freue mich auf weitere Beiträge,
    Andreas aus Berlin

    • Vielen Dank, dass du deine Erfahrungen mit den Lesern teilst! Und natürlich danke fürs Empfehlen! 🙂

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