Wer ein Vermögen aufbauen will, sieht sich vielen Gefahren und Risiken gegenüber gestellt. Doch gerade in der Presse wird über diese Themen immer nur oberflächlich und einseitig berichtet. Ich werde dir nachfolgend zeigen, was Risiko tatsächlich bedeutet und warum „nicht alle Eier in einen Korb legen“ in vielen Fällen keine gute Handlungsempfehlung ist. Auch die persönliche Risikoeinstellung ist für den Vermögensaufbau nicht relevant – sondern nur für die Finanzberater.
Dies ist ein Artikel von Erfolgreich -Sparen.com. Alle Texte sind urheberrechtlich geschützt. Mehr Informationen finden Sie auf www erfolgreich-sparen com.
Beginnen möchte ich mit einem einfachen Zitat, dessen Aussage der Artikel tiefergehend diskutiert.
Die persönliche Risiko-Einstellung ist faktisch eine irreführende Frage, weil sie auf die Wahl der korrekten Anlagemethode keinen Einfluss hat.
Vielmehr ist die Frage eine Schutzfunktion für den Finanzvertrieb. Denn sie dürfen dir bestimmte Produkte nur anbieten, wenn du eine bestimmte Risikoeinstellung nachweislich vertrittst.
Doch der Reihe nach…
Vermögensbildung und Vermögenserhalt
Der Mythos der Vermögensanlage und die falschen Fragen resultieren aus einem grundlegenden Verständnis-Problem. Es entsteht, weil zwei verschiedene Anlageziele miteinander vermischt werden.
Ganz Grundsätzlich ist zwischen Vermögensanlage (bzw. Vermögensverteilung/ -erhaltung) und Vermögensbildung zu unterscheiden. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass bei der Vermögensverteilung bereits ein Vermögen existiert. Bei der Vermögensbildung ist hingegen noch KEIN Vermögen vorhanden.
Magisches Dreieck der Vermögensanlage
Kennst du auch das magische Dreieck bestehend aus Risiko, Rendite und Sicherheit, wie es umgangssprachlich gern beschrieben wird?
In Wirklichkeit handelt es sich hierbei um die Darstellung zwischen Rendite, (Ausfall)-Risiko und Liquidität. Die Rendite beschreibt den möglichen Gewinn der Geldanlage. Die Liquidität beschreibt, wie „schnell“ wir auf das Vermögen zugreifen können. Das Risiko bildet ab, wie hoch die Gefahr ist, dass die Geldanlage teilweise oder ganz ausfällt.
Alle drei Faktoren werden abhängig von den Anlagezielen unterschiedlich priorisiert:
Vermögensverteilung | Vermögensbildung |
|
|
Woraus ergibt sich diese Reihenfolge? Dass bei der Vermögensbildung die Sicherheit nur an zweiter Stelle steht, lässt sich sehr einfach begründen: Die Annahme ist, dass noch kein Vermögen vorhanden ist. Also muss auch nichts geschützt werden. Das Ziel lautet zunächst, überhaupt ein Vermögen zu bilden, bevor man sich um dessen Erhaltung kümmern kann — und zwar möglichst schnell!
Unterschied zwischen Risiko und Risiko-Ursachen
Quelle: Das Reichtumsgesetz
In den Medien hört man häufig von vielen Risiken wie ein Börsencrash, das Emittenten-Risiko, ein Ausfall-Risiko oder ein Kurs-Risiko bei der Geldanlage. Derzeit stark diskutiert werden auch die Inflation oder das Risiko einer Währungsreform im Euroraum. Doch worum handelt es sich bei diesen Risiken wirklich?
Grundsätzlich beschreibt ein Risiko einen Umstand, der dazu führt, dass ein bestimmtes Ziel nicht erreicht wird. Im Falle des Vermögensaufbaus ist das klare Ziel darin definiert, ein Vermögen aufzubauen. Mit diesem Vermögen wollen wir schließlich Kapitaleinkünfte, zum Beispiel aus Dividenden, generieren.
Das größte Risiko in diesem Fall ist, dass dieses Ziel niemals erreicht wird! Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn nicht ausreichend Vermögen gebildet wurde.
Und für dieses Risiko gibt es unterschiedliche Ursachen.
Beeinflussung von Risiko-Ursachen
Zunächst lässt sich feststellen, dass es immer Risiken gibt. Ihnen muss man sich schlicht bewusst sein. Anders sieht es hingegen bei den Risiko-Ursachen aus. Diese mögen zwar existieren, sind aber keinesfalls immer sohlecht, wie man in den Medien hört. Vielmehr kann ein Börsencrash für den Vermögensaufbau auch eine Chance sein.
Risiko-Ursachen:
- Diebstahl/ Betrug
- Zahlungsunfähigkeit
- Zinsänderungen/ Kursänderungen
- Stimmungen oder Marktpsychologie
- Fehlende oder nicht zielorientierte Streuung
- Arbeitslosigkeit
- Inflation
- Währungsverluste/ Währungsreform
- Währungs-/ Schuldenkrisen
- Nationale Rezessionen
- Kriege, Naturkatastrophen
- Änderungen der Steuergesetze
- Änderung der Staatsform
- Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung
Betrachtet man die Risiko-Ursachen genauer, lässt sich erkennen, dass sich nicht alle gleich auswirken. Sie hängen von verschiedenen weiteren Faktoren ab: Wie lange lässt sich auf das Vermögen verzichten? Wie ist das Vermögen verteilt? Nachfolgend werden einige Risiko-Ursachen genauer betrachtet und Vorschläge zu ihrer Vermeidung gemacht.
Diebstahl/ Betrug
Im Falle von Diebstahl oder bei Betrug ist das ersparte Vermögen verloren und in den Händen eines anderen. Diese Gefahr lässt sich individuell zwar nur schwer beeinflussen, aber prinzipiell durchaus vermeiden, indem das Vermögen nicht zu Hause sondern an mehreren, sicheren Orten aufbewahrt wird.
Zahlungsunfähigkeit
Wird das Unternehmen zahlungsunfähig, ist auch unser Anteil daran nichts mehr wert. Verhindern lässt sich das nur bedingt. Die Gefahr lässt sich aber durch ein sinnvolle Auswahl an Unternehmen reduzieren. Auch hier hilft zielorientierte Streuung über mehrere Unternehmen zum fast vollständigen Ausschluss dieser Risiko-Ursache.
Die Gefahr der Zahlungsunfähigkeit der Bank ist hingegen staatlich reduziert, lässt sich aber auch durch die Wahl verschiedener Geldinsitute reduzieren.
Zinsänderungen/ Kursänderungen
Ändern sich Zinsen und Kurse, wirkt sich das nur kurzfristig aus und spielt langfristig keine Rolle. Ein Crash bietet hingegen sogar die Chance, sich günstig an starken Unternehmen zu beteiligen. Langfristige Kursänderungen deuten vielmehr auf eine individuelle schwache Entwicklungen eines Unternehmens hin, die durch die zielorienterte Streuung über mehrere Unternehmen ausgeschlossen wird.
Stimmungen oder Marktpsychologie
Diese Risikoursachen sind stets kurzfristig geprägt und haben langfristig keinerlei Relevanz. Denn langfristig zählt einzig die tatsächliche Entwicklung der Beteiligung.
Fehlende oder nicht zielorientierte Streuung
Eine Ursache, die einzig individuell beeinflusst wird. Wer sich nur an einem Unternehmen beteiligt, setzt sich bewusst einem höheren Risiko aus. Ein Streuung über Regionen und Branchen hinweg vermeidet diese Risiko-Ursache vollständig.
Arbeitslosigkeit
Gegen Arbeitslosigkeit hilft neben den staatlichen Sozialsystemen vor allem der Aufbau eines Kapitalpolsters. Dieses kann für die Dauer verwendet werden, bis eine neue Arbeit gefunden ist. Wer auf dieses Finanzpolster verzichtet, setzt sich einem hohen Risiko aus, seine Ziele nicht zu erreichen. Denn Arbeitslosigkeit droht vor allem in schlechten Zeiten. In dieser Zeit stehen auch die Kurse für Wertpapiere niedrig, sodass man im schlimmsten Fall sein Vermögen unter Wert verkaufen müsste, um seine Existenz zu sichern.
Inflation
Inflation lässt sich durch den Kauf von Realwerten wie Unternehmensbeteiligungen oder Immobilien vollständig ausschließen. Der Preis eines Gegenstandes mag sich verändern, niemals ändert sich aber dessen realer Wert.
Währungsreformen, Schuldenkrisen
Währungsänderungen wirken sich nur auf Forderungspapiere wie Versicherungen oder Anleihen aus, nicht aber auf Wertpapiere oder sonstige Sachanlagen. Sie sind nur indirekt von den Auswirkungen betroffen — und diese sind meist zeitlich beschränkt und nicht dauerhaft.
Nationale Rezessionen, Kriege, Naturkatastrophen
Rezessionen sind stets nur von beschränkter Dauer aufgrund spezifischer wirtschaftlicher oder politischer Einflüsse. Sie können sich zwar auf die Unternehmen dieser Region auswirken, betreffen aber häufig nicht Unternehmen, die andere regionale Märkte bedienen.
Änderungen der Steuergesetze
Steuergesetze ändern sich ständig. Daran seine Strategie auszurichten bedeutet, diese jedes Jahr neu zu gestalten. Eine effektive Strategie berücksichtigt Steuern nicht und ist auch bei einer hohen Besteuerung profitabel. Zur Beruhigung sei die Frage gestellt, wie sich die Steuern denn auf andere Anlageklassen auswirken mögen? Schon jetzt ist Arbeit am stärksten besteuert und trotzdem lebt die Mehrzahl der Menschen von dieser Form der Vermögensbildung.
Änderung der Staatsform, Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung
Eine Gefahr, die sich durch regionale Verteilung mindern lässt, weil nicht alle Staaten der Welt gleichzeitig zusammenbrechen. Sollte dies tatsächlich passieren, ist zwar das Ziel der Vermögensbildung in Gefahr, dürfte zu diesem Zeitpunkt aber hinter anderen Problemen weit zurückstehen.
3 wirkliche Risiken für den Vermögensaufbau und ihre Ursachen
Letztendlich verbleiben für das Ziel des Vermögensaufbaus drei entscheidende Risiko-Ursachen:
- Das Geldwertstabilitätsrisiko,
- das Rückzahlungsrisiko und
- das Vermehrungsrisiko.
Die Ursachen für diese Risiken sind eine nicht zielorientierte Streuung des Vermögens. Zielorientiert heißt dabei nicht eine blinde Verteilung über alle existierenden Anlageklassen sondern eine bewusste Aufteilung.
Alle individuell beeinflußbaren Risikoursachen und sogar die meisten individuell nicht beeinflußbaren Risikoursachen verlieren ihren Schrecken, wenn Sie Ihre Ersparnisse international streuen, realwert- statt nominalwertgesicherte Anlageformen wählen, die Umweltdynamik in Ihrer Investmentmethode berücksichtigen, regelmäßig sparen und investieren und Sparverträge bevorzugen, die eine gleichgerichtete Chance-Risiko-Position für Sie und Ihren Vertragspartner bewirken – statt Sparverträge, bei denen Ihr Vertragspartner das gewinnt, was Sie verlieren. (Quelle: Das Reichtumsgesetz)
Nicht beeinflussen lassen sich hingegen der persönliche, vorzeitige Tod. Auch ein Weltkrieg mit Langzeitwirkung, eine globale Naturkatastrophe mit Langzeitauswirkungen oder der Verlust unserer gewohnten politischen Ordnung zum Beispiel durch auftreten einer Anarchie oder eines Systems, das jegliche unternehmerische Tätigkeiten und privates Eigentum vollständig verhindert.
Diese Ursachen lassen sich individuell aber nicht beeinflussen. Zudem sind sie unabhängig von der Anlagemethode und treffen folglich sowohl auf Sachanlagen als auch auf Geldanlagen oder den Besitz von Rohstoffen zu.
Fazit
Abschließen möchte ich meine Diskussion um die Risiko-Einstellung, Risiken und Risiko-Ursachen mit einer einfachen Erkenntnis: Vermögensbildung hängt in der Tat von vielen Faktoren ab. Tatsächlich langfristig wirken sich aber nur die wenigsten Risiko-Ursachen aus. Die meisten Ursachen lassen sich zudem durch zielorientierte Streuung in Wertpapiere und Sachanlagen umschiffen.
Die persönliche Risiko-Einstellung ist faktisch eine irreführende Frage, weil sie auf die Wahl der korrekten Anlagemethode keinen Einfluss hat. Im Gegenteil sollten risikoaverse Vermögensbilder erst recht auf Aktien mit zielorienterter Streuung setzen, weil sie nachweislich das geringste Risiko für die Vermögensbildung darstellen, gleichzeitig aber die einzige Chance darstellen, überhaupt ein Vermögen zu bilden.
Quelle: Das Reichtumsgesetz
Alle nicht vermeidbaren Risiko-Ursachen sind letztendlich unabhängig davon, welche Anlageklasse tatsächlich gewählt wurde. Damit lässt sich zeigen, dass die Wahl der Anlageklasse nicht vom Risiko sondern vom Ziel der Anlage abhängt.
Da ich es selbst nicht besser sagen könnte, möchte ich mit einem Zitat schließen:
In nahezu jeder Publikation und bei nahezu jedem Finanzdienstleister wird nach der „Risikoeinstellung“ eines Sparers oder Investors unterschieden. Das zeigt, daß jene Autoren und vermeintlichen „Experten“ überhaupt nicht nachdenken. Wie sollen sie Ihnen dann helfen können?
Weder Risikoursachen noch Risiken richten sich danach, welche „Risikoeinstellung“ Sie haben. Das interessiert die Risikoursachen und Risiken gar nicht!
Ihre „Risikoeinstellung“ ist für Ihre Zielerreichung bedeutungslos! Das ist nur für die Marketingbemühungen der Finanzdienstleister interessant! (Quelle: Das Reichtumsgesetz)
An den grundlegenden Theorien des hier zitierten Reichtumsgesetzes orientiere ich mich noch heute. Es hat damals die Grundlage für mein Verständnis zur Vermögensbildung gelegt. Von daher möchte ich es gern an alle interessierten empfehlen.
Dieser Artikel wurde erstmals 2012 veröffentlicht und vollständig überarbeitet.
Hervorragender Artikel. Klar und gut auf den Punkt gebracht. Nur eine kleine Anmerkung zu einem Detail. Aktien helfen erst Langfristig gegen Inflation. Zunächst leidet der Kurs unter steigenden Zinsen, die dazu führen, dass ein niedrigeres KGV erwartet wird.
Danke Robert, natürlich hast du recht, was die Langfristigkeit angeht. Daher ist es auch wichtig, für kurzfristige Situationen über ein Finanzpolster zu verfügen. Gerade langfristig sind Aktien aber für die meisten Risiko-Ursachen am besten gewappnet.
[…] Sicherheit geht vor Risiko! Hier stellt sich die Frage, welche Sicherheit und welches Risiko gemeint sind. Zur Unterscheidung, welche Risiken tatsächlich für Vermögensbilder existieren, empfehle ich diesen Artikel über Risikoarten und Risikoursachen. […]
Danke fuer den Artikel, Rico.
Im Prinzip eine wertvolle und interessante Betrachtung.
Allerdings ist der Anleger kein Roboter von dem rationale, wahrscheinlichkeitsbasierte Entscheidungen getroffen werden, sondern ein schwacher, begrenzter Mensch.
Sollte in das magische Rendite-Dreieck nicht irgendwo noch die Psyche oder menschliche-Reaktion-auf-Geruechte/Ereignisse hinein?
Wer bastelt eine Modifikation davon?
Auch wenn die strikte Unterscheidung nach Vermoegenswahrung(verteilung) und Vermoegensbildung zunaechst schlau und konzeptionell puristisch klingt:
Ist es nicht ein idealisiertes „Schwarz-Weiss“ im alltaeglichen Grauwert-Realismus?
Sobald ein Newbie-Anleger die ersten paar 1000 EUR in zB Aktien-ETFs gesteckt hat, befindet er sich sowohl im Vermoegenswahrungs- (auch wenn nur fuer ein paar 1000 EUR) als auch im Vermoegensbildungs-Konflikt.
Ist also direkt vom Anfang weg NICHT mehr unbeteiligter Robo-Anleger, der nur auf seine Langfrist-Ziele guckt.
Und das fuehrt zu den bekannten Problemen mit Angst & Gier, Angriff oder Flucht, emotionalem oder rationalem Handeln …
Fazit: Artikel klingt schlau, aber hilft pers. nur bedingt weiter – bzw die „pers. Risiko-Einstellung“ holt einen doch wieder ein?
Wir kommen wieder zurueck zu: Persoenlichkeitsbildung/Veraenderung ist bei der „richtigen“ Geldanlage Pflicht, nicht Kuer?
Trotzdem kann fuer den ein oder anderen kognitive Klarheit und Erkenntnis der erste Weg zur Besserung sein. Aber fuer alle/breite Masse – eher nicht?
Meist setzt sich nicht das Rationale im Leben durch, sondern das Emotionale zuerst/davor?
Emotionen sind ein wichtiger Punkt, da hast du vollkommen recht! Allerdings gehört es dazu, sie in den Griff zu bekommen und zielgerichtet einzusetzen. Zwei Mittel dazu sind Erfahrungswissen, Vertrauen in andere (die es hoffentlich besser wissen) und Fakten.
Ansonsten wird man zum Spielball derer, die mit deinen Emotionen ihre eigene Ziele verfolgen. Nicht umsonst verkaufen sich viele Versicherungen nur über Angst, denn Rational lassen sich die meisten Angebote kaum begründen.
Im Kapitalmarkt ist es genauso — wenn du deine Emotionen nicht im Griff hast, bist du das Opfer derer, die die Fakten kennen… Ohne Fakten ist es aber schwer, seine Emotionen zu steuern.
Kommentarfunktion ist geschlossen.