Das Rennen um die besten Zinsen für das Tagesgeldkonto ist eine Lieblingsbeschäftigung selbsternannter Sparfüchse. Seitdem sich herumgesprochen hat, dass das Sparbuch ein Wertvernichter ist und die Kosten für die Kapitallebensversicherung höher sind als ihr Nutzen, hat sich das Konto mit den tagesaktuellen Guthabenzinsen in die Herzen der Sparer katapultiert. Doch tatsächlich handelt es sich hier um keine Allzweckwaffe. Tagesgeldkonto hat zwar einen wichtigen Nutzen, aber gleichzeitig kann es wie eine Waffe auch großen Schaden anrichten, wenn man es falsch einsetzt.
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Die Basis für den Vermögensaufbau
Beim Vermögensaufbau geht es darum, innerhalb einer bestimmten Zeit ein Vermögen zu generieren, aus dem schließlich durch die Geldrückflüsse der Lebensunterhalt bestritten werden kann. Dafür muss zunächst erst einmal etwas Geld vorhanden sein, mit dem arbeiten kann.
Wer am Ende des Monats noch Geld übrig haben will, kann auf verschiedene Hilfsmittel zurückgreifen. So lassen sich mit dem Haushaltsbuch die Einnahmen und Ausgaben überwachen. Wer nach dem Gehaltseingang gleich seine Sparrate auf ein separates Konto überweist, sichert zudem, dass sein „persönliches“ Gehalt am Ende des Monats nicht zu kurz kommt. Aus den Augen, aus dem Sinn ist hier die Devise, mit der sich das Budget schrittweise auf ein angemessenes Verhältnis anzupassen. Eine schöne Tipp-Sammlung mit zahlreichen weiteren Ideen beim Umfang mit Geld zeigt weiteres Sparpotential auf. Doch auch unkonventionelle Maßnahmen, die nicht sofort offensichtlich sind, können beim Abzweigen zusätzlicher Euros helfen.
Diese Sparbeträge kommen aufs Tagesgeldkonto, wo sie als Finanzpolster die Basis bilden, um kurzfristige Engpässe ausgleichen zu können. Häufig spricht man hier von einer Summe die 6-12 Nettogehältern entsprechen soll. Damit kann man auch kurzfristige Arbeitslosigkeit usw. leicht überstehen.
Sparen bildet jedoch nur die Basis für den Vermögensaufbau. Nur wenn diese gestärkt ist, kann man überhaupt sicher mit der Bildung von Vermögen beginnen.
Liquidität, Sicherheit und Verfügbarkeit
Allgemein spricht man von kurzfristiger, mittelfristiger und langfristiger Verfügbarkeit. Für alle kurzfristigen Zugriffe steht das Girokonto zur Verfügung. Dort können täglich zu geringen Kosten Einzahlungen und Auszahlungen erfolgen. Das Geld auf diesem Konto bleibt häufig nicht lange dort, weil es sofot für weitere Ausgaben wieder abfließt.
Für die mittelfristige Verfügbarkeit kommt das Tagesgeldkonto zum Zug. Beim Sparen wird nur ein bis zweimal pro Monat eine Überweisung auf das Konto vorgenommen. Eine Auszahlung erfolgt im besten Fall noch seltener. Das Geld bleibt auf dem Konto und dient als Sicherheitsnetz für größere Ausgaben, die mit einer Frist von Tagen und Wochen erfolgen können. Hier können aber auch Festgeld oder Sparbücher zum Einsatz kommen.
Langfristige Verfügbarkeit wird schließlich durch zahlreiche weitere Finanzinstrumente abgedeckt. Auf das Geld muss hier meist absehbar für mehrere Jahre nicht zugegriffen werden. Damit kann es langfristig anderen bereitgestellt werden, die damit Arbeiten und ihre Liquidität durch Kredite verbessern.
Mit dieser Einordnung ändern sich auch die Anforderungen an die Liquidität, Verfügbarkeit und Sicherheit. Langfristige Anlagen wie Festgeld oder Versicherungen sind im Allgemeinen nur wenig liquide. Der Zugriff ist kurzfristg kaum Möglich. Falls doch, dann nur mit hohen Abschlägen, sodass auch die Sicherheit in diesem Fall nicht gegeben wäre.
Wer zwischendurch auf sein Geld zugreifen will, bindet es nur mittelfristig. So sichert Tagesgeld die Wertstabilität ab bei täglichem Zugriff. Dafür nimmt aber auch die Rendite deutlich ab. Kurzfristige Anlagen wie Girokonten stehen praktisch für andere gar nicht zur Verfügung, weil sie jederzeit zugreifbar sein müssen. Deshalb werden diese meist nur gering oder gar nicht verzinst.
Damit lässt sich feststellen, dass Tagesgeld kein Instrument für hohe Renditen ist. Da es mittelfristig abrufbar sein muss, sind die Zinsen gering. Gleichzeitig kann man sagen, dass langfristige freies Kapital nicht mit Instrumenten für mittelfristige Anlagen aufbewahrt werden sollte. Der Weihnachtsschmuck bleibt das Jahr über ja auch nicht auf dem Tisch stehen, sondern wird dort verstaut, wo er bis zum nächsten Jahr nicht verstaubt.
Die Priorität beim Tagesgeld ist die Verfügbarkeit
Wer Geld auf dem Tagesgeldkonto hinterlegt, gibt der Bank unweigerlich das Signal, dass er das Geld jederzeit abrufen können möchte. Damit stehen die Einlagen der Bank nicht frei zur Verfügung, weil sie kurzfristig mit einem Zugriff rechnen muss. Folglich müssen Anlagen, die höhere Renditen versprechen, ausgeschlagen werden. Die Verzinsung sinkt.
Wer aber sein Geld kurzfristig abrufen will, dem können Zinsen egal sein. Denn Inflation wird erst langfristig kritisch, innerhalb eines Jahres ist sie kaum spürbar und vernachlässigbar. Die geringe Verzinsung ist der Preis für die Verfügbarkeit. Wer Langfristig ist der Einsatz sogar gefährlich, weil das Inflationsrisiko zunimmt, die Zinsen aber nicht hoch genug sind, um diese Gefahr zu beschränken. Langfristig ist Tagesgeld also sogar äußerst riskant und kontraproduktiv.
Tagesgeld nicht für langfristge Anlagen nutzen
Wer langfristig sein Geld auf dem Tagesgeldkonto parkt, handelt wie jemand, der in den Urlaub fährt und sein Auto auf einem offenen Kurzparkplatz abstellt. Stattdessen stellt man es bei Freunden unter oder mietet einen bewachten Parkplatz, der mit Dach und Tor für längere Standzeiten eingerichtet ist.
Ob man sein Geld länger nicht benötigt, weiß man, wenn man sein Finanzpolster gefüllt hat und sein Haushaltsbuch regelmäßig führt. Damit lassen sich Einnahmen und Ausgaben abschätzen und es wird offensichtlich, wieviel Geld auf dem Tagesgeldkonto brach liegt. Hier sollte man überdenken, ob das Kapital nicht besser in höher verzinsten Anlagen wie Aktien, Immobilien, Rohstoffen oder Anleihen untergebracht werden kann.
Tagesgeld als Lockmittel
Weniger offensichtlich ist für die meisten der Fakt, dass Tagesgeld von vielen Banken schlicht als Lockmittel genutzt wird. Wer einen besseren Zins bietet, findet ein Argument um Kunden abzuwerben. Wer schon ein Tagesgeldkonto hat, wird das Geldinstitut womöglich auch mit weiteren Aufgaben wie der Finanzierung mit Krediten beauftragen, die deutlich lukrativer sind. Oder er eröffnet noch ein Depotkonto, weil er erkennt, dass das Tagesgeld in dieser Summe mittelfristig gar nicht benötigt wird.
Fazit
Klar sollte nun jedem sein, dass Tagesgeldzinsen ein klassischer Marketing-Trick sind, um Kunden zu einer bestimmten Handlung zu bewegen. Sie bieten ein Vergleichskriterium wie die Zahl der Megapixel für Smartphone-Kameras. Letztendlich ist beides für den eigenen Nutzungszweck überhaupt nicht ausschlaggebend. Wichtiger ist es, auf die Qualität des Service, die Erreichbarkeit der Bank oder die Höhe der Einlagensicherung zu achten. Denn die höchsten Zinsen nützen nichts, wenn der Onlinezugang im zweifel nicht funktioniert oder das Geld schlicht mit mehr abrufbar ist.
Wer es schafft, sein von seinem Einkommen regelmäßig etwas zu sparen, sollte sich nicht von dem trügerischen Gefühl der Sicherheit leiten lassen. Ein Finanzpolster für mittelfristige Ausgaben ist wichtig, aber Vermögensaufbau funktioniert nur mit Kapital, dass langfristig arbeiten kann. Niemand sollte auf die Idee kommen, mit dem Schiff um die Welt zu fahren, weil er denkt, dass es sicherer ist als ein Flugzeug, und sich dann wundern, dass er nur mit erheblicher Verzögerung sein Ziel erreicht.
Hallo,
ein guter Artikel! Besonders gut finde ich: „Sie bieten ein Vergleichskriterium wie die Zahl der Megapixel für Smartphone-Kameras. Letztendlich ist beides für den eigenen Nutzungszweck überhaupt nicht ausschlaggebend.“ Treffend formuliert!
Weiter so! Viele Grüße
Leider lässt man sich davon immer wieder gern blenden… :/
[…] Tatsächlich ist die Höhe der Zinsen so wichtig wie die letzte Wasserstandsmeldung. Für einige wenige Menschen, die sich Geld in großem Maße leihen müssen, sind sie durchaus ein wichtiger Faktor. Für die meisten Privatanleger sind die Auswirkungen aber nicht spürbar. Tatsächlicht macht Tagesgeld alle anderen reich, aber dich bestimmt nicht. […]
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